Zwar ein bisschen unglaubwürdig, aber sehr warmherzig!

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ismaela Avatar

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Etta macht sich auf den Weg, um das Meer zu sehen und hinterlässt ihrem Mann Rezeptkarten, damit er sich etwas zu essen machen kann - sie hinterlässt aber auch Russel, der seit dem ersten Tag, an dem er sie gesehen hat, in sie verliebt ist.

Ich lese in der Regel nur wenige Bücher in Englisch, ich muss ich dabei immer recht konzentrieren und kann mich nicht so fallen lassen, wie bei Büchern, die in meiner Muttersprachen geschrieben sind. :-) Aber dieses Buch hat mir sehr sehr gut gefallen. Es lässt sich schnell lesen, die einzelnen Kapitel sind interessant aufgebaut, die Charaktere liebevoll gezeichnet. Zumindest die drei Hauptpersonen und James, der Coyote - alle anderen verschwimmen ein bisschen. Dabei geht es in der Geschichte nicht so sehr um Etta's Wanderung, sondern mehr um das Aufwachsen und Zueinanderfinden der drei. Über die Jugendjahre, über den Krieg, in den Otto zieht, Russell aber nicht aktiv miterlebt, da er seit einem Traktorunfall ein gelähmtes Bein hat und somit kein Soldat werden kann. So bleibt er zu Hause in den Weiten Canadas und kauft eine Farm.
Etta lernt Russell und Otto in der Schule kennen, in der sie als Lehrerin anfängt. Mich hat es ein wenig schockiert, dass viele der jugendlichen Schüler kaum lesen und schreiben konnten, weil sie auf den elterlichen Farmen helfen mussten, aber zu dieser Zeit war dies wohl keine Seltenheit. Die Entwicklung der drei Personen fand ich gut gelungen.

Die eigentliche Wanderung von Etta dagegen fand ich ein kleines bisschen unglaubwürdig. Sie ist eine 82jährige Frau, nimmt nur eine handvoll Sachen mit und läuft scheinbar ohne Schwierigkeiten. Natürlich gibt es ein paar Probleme - Essen, Blasen an den Füßen, die tägliche Hygiene etc. - aber alles gelingt trotzdem scheinbar spielend. Auch, dass sich ihre plötzliche Wanderschaft in den Medien verbreitet und sie am Schluss immer mehr "Fans" anzieht, hat mir nicht so besonders gefallen. Wenn sie unbemerkt von allen gewandert wäre, hätte man die Geschichte ein bisschen besser mit ihrer beginnenden Demenz kombinieren können, weil nie ganz klar gewesen sein könnte, ob sie nun die Sachen tatsächlich erlebt hat oder ob sie nur in ihrer Einbildung passiert sind. Das ist aber nur ein ganz kleiner subjektiver Kritikpunkt, der die Lesefreude nicht merklich trübt.

Schlussendlich noch ein Wörtchen zum Buch selbst: das Cover, der Pappumschlag und das Format sind wundervoll! Eine herrliche Gestaltung, die ich mir immer wieder anschauen muss, so schön ist sie geworden! Kompliment ans Gestaltungsteam!