Die letzte Reise …

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herbstrose Avatar

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Die 83jährige Etta wird langsam vergesslich und bevor sie vergisst, dass sie in ihrem Leben noch nie das Meer gesehen hat, begibt sie sich von ihrer Farm zu Fuß auf die 3232 km lange Wanderung an die Ostküste Kanadas. Ihrem Mann Otto hinterlässt sie einen Zettel mit der Bemerkung: „Ich werde versuchen, das Heimkommen nicht zu vergessen.“ Er lässt sie ziehen, denn gegen die Sturheit seiner Frau kommt er nicht an. Er selbst kennt das Meer, war er doch im Krieg in Übersee. Der Nachbar und gemeinsame Freund Russell jedoch versucht Etta zu finden, um sie zur Umkehr zu bewegen. Auf dem langen beschwerlichen Weg hängt Etta ihren Gedanken nach, erinnert sich an ihre Jugendzeit, an Arbeit, Krieg und Entbehrungen. Sie trifft auf einen Kojoten den sie James nennt, mit dem sie sich unterhält und der sie ein Stück des Weges begleitet – und bald wird auch die Presse auf die alte Frau aufmerksam …

Die Autorin Emma Hooper wurde vor 40 Jahren in Alberta/Kanada geboren, studierte in England Musik und Literatur und ist derzeit Dozentin für Popmusik und Performance an der Bath Spa University. Als Musikerin tritt sie in einer Band auf und ist auch als Solokünstlerin unterwegs. „Etta und Otto und Russell und James“ ist ihr erster Roman, der in 18 Sprachen übersetzt und in 23 Ländern erschienen ist. Emma Hooper ist verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Bath.

Da das Buch als „eine rührende, entwaffnende Geschichte über eine lebenslange Liebe“, beschrieben wird, hatte ich natürlich große Erwartungen, zumal Titel und Cover auch etwas Humor versprachen. Leider konnte mich die Geschichte nicht überzeugen, denn der Schreibstil macht jegliche Romantik zunichte. Die Idee an sich wäre gut, wenn nur nicht alles so überzogen geschildert würde. Sehr verwirrend waren für mich die teils unmotivierten Zeitsprünge und die manchmal ellenlangen und manchmal extrem kurzen, abgehackten Sätze. Bei Ettas Wanderung vermisste ich jegliche Spannung, ich fand sie einfach nur langweilig. Dass eine 83Jährige zu Fuß eine Strecke von über 3000 km in relativ kurzer Zeit zurücklegt und dabei stets im Freien übernachtet ist schlichtweg unmöglich, dass sie dabei einem sprechenden Kojoten begegnet, der sie dann noch begleitet, ist doch abstrus. Recht interessant und im Schreibstil wesentlich besser hingegen waren die Rückblicke, das Kennenlernen des Paares, Ottos Erfahrungen im Krieg in Europa, Ettas Zeit als Lehrerin und der damalige Briefwechsel der Beiden – doch das alleine macht für mich noch kein gutes Buch aus, zumal der Schluss mehr als verwirrend ist.

Fazit: Das Buch mag seine Leser finden, mein Geschmack hat es nicht getroffen.