Ein weiter Weg…

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sikal Avatar

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Die 83-jährige Etta erkennt ihr Altwerden, ihre Demenz im Anfangsstadium und versucht sich an einer Wanderung ans Meer. Dabei wählt sie nicht den einfachen, sondern den schwierigen Weg – über 3000 km will sie zu Fuß bewältigen. Ihrem Ehemann Otto lässt sie einen kurzen Brief sowie ihre Rezeptkarten zurück, damit er sich inzwischen selbst versorgen kann. Otto ist zwar beunruhigt, lässt jedoch Etta ihren Traum erleben. Im Gegensatz zu Otto hält Russell nichts mehr auf der Farm, als Etta verschwindet und reist ihr nach. Außerdem trifft man noch auf den Kojoten James, der Etta auf ihrer schwierigen Reise begleitet und ihr auf diesem Weg ein treuer Freund wird.

Die Charaktere sind äußerst liebevoll gezeichnet, sind durchwegs sympathisch und sprechen oft mit dem Herzen – das hat mir sehr gut gefallen und ich fand die durchwegs positive Stimmung des Buches (trotz des Wissens um Ettas Demenz) sehr angenehm und unterhaltsam. Die Rückblenden und Erinnerungen, die während der langen Reise aufgearbeitet werden, schildert die Autorin mit einer Leichtigkeit, die ihnen teilweise den Schrecken nimmt.

Als kleine Besonderheit möchte ich die Briefe zwischen Otto und Etta während deren Trennung hervorheben – einerseits gab es diesen Briefwechsel bereits in der Zeit, als Otto im 2. Weltkrieg war und andererseits schreibt Otto wiederum an Etta, während sie nun ihren Traum lebt. Er hat zwar keine Adresse, an die er die Briefe schicken kann, doch er sammelt sie auf dem Küchentisch bis zu ihrer Rückkehr. Dieses Briefeschreiben finde ich ein wunderbares Detail.

Beinahe etwas zu abstrakt fand ich die Geschichte gegen Ende, da hätte ich mir etwas mehr Klarheit erhofft.

Trotzdem finde ich, hat das Buch 3,5 Sterne verdient.