Einmal das Meer sehen

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dicketilla Avatar

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Etta hatte mit ihren 83 Jahren noch nie das Meer gesehen, so macht sie sich mit einigen Habseligkeiten, Proviant, auf die Reise Richtung Osten Kanadas.
Ihr Mann Otto bleibt mit ihren Rezeptkarten zurück, lässt sie ziehen, ist nicht besorgt, ihm trieb es einst auch zum Meer.
Russel dagegen, setzt sich in seinen Laster und will Etta zurückholen.

Drei Freunde, die seid Kindheitstagen miteinander verbunden sind.
Otto, Kind Nr. 7 seinen 14 Geschwistern, Russel, der bei der kinderlosen Tante aufwuchs, bald aber mehr zum 15. Kind wird.
Etta, die eigentlich Nonne werden wollte, sich nach dem Tod der einzigen Schwester jedoch für das Lehramt entschied, später Otto und Russel unterrichtet.
Russel, der sie wunderbar findet, wobei Otto von ihren Waden angetan ist.
Ottos Mutter versteckt das Radio vor den Kindern, sie möchte, dass sie am Leben bleiben.
Doch Otto ist nicht zu halten, zieht in den Krieg, bald wird er, der Junge mit den weißen Haaren sein, der über das Meer in ein fremdes Land einzieht. Er schreibt Briefe an Etta, in denen er ihr berichtet, aber bald werden diese Briefe Zeugnis der Unmenschlichkeit, Brutalität einer Kriegsführung.
Russel, der ein kaputtes Bein hat, will ihn nicht begleiten, bleibt bei Etta.

Etta trifft auf ihrem Weg viele Menschen, die sie bewundern, unterstützen. Bald begegnet ihr ein Kojote, den sie James nennt, mit dem sie Zwiesprache hält. Es schleichen sich immer wieder Erinnerungen ein, die sie mit dem daheim gebliebenen Otto teilt.

“Vielleicht ist es das Beste, wenn ich weggehe, sagte Etta. Irgendwo, wo Leute sind, die sich selbst vergessen. Aber ich kann mich erinnern, sagte Otto. Wenn ich mich erinnern kann und du vergisst, lässt es sich ausgleichen.” ( S.82 )

Russel findet Etta, doch sie überzeugt ihn, endlich seinen eigenen Weg zu gehen, er, der sich immer verantwortlich fühlte, seine Liebe zu Etta im Herzen trug.

Die Handlung springt immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit. Hinzu kommen die Briefe, die sich Otto und Etta schreiben, in denen sie sich näher kommen, Liebe daraus entsteht, aber auch Otto sich immer mehr öffnet. Erinnerungen zerschmelzen, Etta verliert sich in ihnen, was wunderbar ihre Demenz symbolisiert. Otto, der immer mehr an Kraft verliert
Manchmal etwas verwirrend geschrieben, wobei man zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden muss, dann wieder in einer detailtreuen Atmosphäre, dass Gänsehaut entsteht.
Eine wunderschöne Liebesgeschichte, aber auch eine Geschichte über den Krieg, was er in der Seele der Menschen hinterlässt.