Etta und Otto und Russell und James – Traumhaftes Roadtrip-Märchen

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nicky_g Avatar

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Etta ist 83 Jahre alt und hat noch nie das Meer gesehen. Nun macht sie sich zu Fuß auf, um ihren Traum wahr zu machen, aber der Weg ist lang und hält einige Überraschungen bereit. Otto, ihr Mann, bleibt allein zu Hause zurück, während sich Russell, ihr Nachbar und gemeinsamer Freund, auf die Suche nach ihr macht. James, ein Kojote, kreuzt Ettas Weg und begleitet sie von da an.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich und man muss sich erst mal daran gewöhnen. Vor allem dass die wörtliche Rede nicht sofort zu erkennen ist, macht das Lesen zu Beginn etwas schwierig. Aber das vergeht schnell.

Scheinbare Nichtigkeiten werden ausgiebig erzählt, so dass man meint, in einem fremden Kopf zu sein und die Gedanken zu hören, zu denken, wie absurd sie auch sein mögen, als wäre man es selbst und würde über unwichtige Kleinigkeiten sinnieren.

Man liest, wie die Figuren denken, was einen manchmal stutzen lässt, aber deshalb kann man sich vollkommen in die Geschichte fallen lassen. Es entsteht eine kauzige Traumwelt, in der skurrile, aber liebenswürdige Menschen leben, die manchmal verspielt, manchmal ums Eck oder auch manchmal ernsthaft handeln oder denken. Diese Charaktere wachsen einen richtig ans Herz mit ihrer direkten und rührenden Art.

Sehr gut haben mir die Varianten gefallen wie z. B. was Etta zugestoßen sein könnte, als bei Otto das Telefon schellt oder die Zeilen, die Etta Otto nicht schreibt, als sie sein Foto erhält. Das ist, als würde man den Gedankengängen, seien sie noch so wirr oder unwirklich, der einzelnen Personen folgen.

Am liebsten wäre ich völlig weg von alldem, sagte Etta. Ganz schaffst du das nie, sagte James. Aber wenn du weit genug weg bist, kannst du so tun als ob. (S.220)
Solche kleinen Passagen findet man immer wieder in diesem Buch; sie machen nachdenklich und erfreuen gleichzeitig. Man taucht förmlich ein in diese Sätze. Der Schreibstil wird nicht jedermanns Sache sein, da er sehr speziell und ungewöhnlich ist, aber es lohnt sich.

Ich musste öfter an den Film Forrest Gump denken, nicht nur wegen der Thematik, sondern auch wegen der Sprache.

Seine Träume verwirklichen, egal wie absurd sie erscheinen, um sich besser zu fühlen, um zu wissen, warum man da ist, das ist wichtig.