Freundschaft, Liebe, Freude und Leid

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Etta und Otto und Russell und James – 4 Personen, die irgendwie in Verbindung stehen?
Schon das Cover ist anders gestaltet als andere (und ein echter Hingucker): Neben Schwarz und Weiß gibt es nur einen Farbton, ein Braun-Orange. Am unteren Rand sieht man (leicht verschwommen) zwei Kinder, die unbeschwert über die Felder springen. Den größten Raum nimmt der Buchtitel mit den vier Namen ein. In jeden Namen ist ein Gegenstand eingearbeitet: Ettas Name schmückt das Gerippe eines Fisches, hinter Otto verbirgt sich ein Schneebesen, das „R“ von Russell endet am oberen Teil in einem Hirschgeweih und neben James ist ein Kojote zu sehen. Bereits am Anfang der Geschichte erfährt man, wie die Gegenstände mit den Namen in Verbindung stehen.
Etta träumt ihr Leben lang davon, einmal das Meer zu sehen. Jetzt – mit 83 Jahren und leichter Demenz – macht sie sich tatsächlich zu Fuß auf den über 3000 Kilometer langen Weg. Mit einem Brief, den sie auf einen Stapel ihrer Rezeptkarten legt, verabschiedet sie sich von ihrem Mann Otto. Dabei verspricht sie: „Und ich werde versuchen, das Heimkommen nicht zu vergessen.“
Otto lässt Etta gehen, obwohl er sehr besorgt um sie ist. Er beschäftigt sich gern in der Küche und nutzt jetzt Ettas Rezepte, wodurch sie ihm sehr nah ist.
Russell lebt in der Nachbarschaft von Etta und Otto. Er mag Tiere und liebt es, ihre Fährten zu lesen. Ganz besonders haben es ihm Hirsche angetan. Bereits vor Sonnenauf- und –untergang ist er damit beschäftigt, Ausschau nach Hirschen zu halten.
Fehlt noch die Verbindung von James zu dem Kojoten: James ist ein Kojote, den Etta auf ihrem Weg trifft. Sie freundet sich mit ihm an und gibt ihm den Namen James. James wird Ettas treuer Begleiter und Beschützer – und die Beiden führen Gespräche miteinander.
In dem Buch wird Ettas Weg zum Meer beschrieben, aber stets wird auch der Blick auf Otto und auf Russell gerichtet. So ist man immer informiert, wie es jedem der drei Protagonisten gerade geht und was sie fühlen. Die Verbindung der drei Menschen miteinander wird sehr einfühlsam beschrieben und der Leser spürt, wie deren Leben auf wunderbare Weise verflochten sind.
Immer wieder geht es in die Vergangenheit zurück:
- in Ottos und Russells Kindheit; Otto hatte viele Geschwister, Russell war sein Freund und lebte allein bei Onkel und Tante.
Zitat: „Ottos Mutter empfand für alle ihre Kinder glühende Liebe, und Russell liebte sie wie ein eigenes, nur ein bisschen sanfter.“
- in die Zeit, in der Etta als deren Lehrerin tätig war.
Erzählt wird auch aus der Zeit, als Otto in den Krieg zog. Viele Briefe aus dem Briefwechsel zwischen Etta und Otto sind zu lesen.
Viele kleine Geschichten aus Gegenwart, aus junger und alter Vergangenheit haben ein Buch entstehen lassen, von dem ich total begeistert bin. Der Aufbau ist so besonders, wie ich es bisher bei keinem anderen Buch kennengelernt habe.
Meine Hochachtung! Den Namen der Schriftstellerin Emma Hooper werde ich mir merken und ich warte gespannt auf ihr zweites Buch.