Traumwandlerisch schön!

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anman1 Avatar

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Ein traumwandlerischer Roman, der den Balanceakt zwischen Gegenwart und Vergangenheit gut hinbekommt.

Inhalt:
Etta ist schon über achtzig Jahre alt, aber das hält sie nicht davon ab, ihren Traum zu verwirklichen. Sie will das Meer sehen und sie will die über dreitausend Kilometer an die Ostküste Kanadas wandern. Ihr Mann Otto bleibt zu Hause, der immer wieder Probleme hat einzuschlafen und dann Herzrasen bekommt. Dies steht wohl in Verbindung zu seinen Erfahrungen im zweiten Weltkrieg in Frankreich. Er sucht sich, als Etta gegangen ist, ein neues Hobby, erst ist es das Backen, dann schafft er sich ein Meerschweinchen an und baut Figuren aus Pappmaché.
Russell, Ottos und Ettas Freund aus Jugendtagen, versucht Etta zur Umkehr zu bewegen, aber Etta geht weiter ihren Weg. Sie lernt James, einen Kojoten, kennen, der sie von nun an nach Osten begleitet und zu ihrer "Stütze" wird. Etta hat nämlich immer wieder damit zu kämpfen, dass sie Sachen vergisst, die ihr dann später doch wieder einfallen. Einmal glaubt sie gar Otto zu sein, aber sie geht immer weiter ihren Weg und erreicht ihr Ziel.
Unterdessen wird immer wieder die Vergangenheit von Otto, Russell und Etta im trockenen Saskatchewan dargestellt, also wie die drei zueinander gefunden haben.

Das Library Journal hat sich sehr treffend ausgedrückt, als es zu diesem Roman sagte, dass er sich zwischen "Traum und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit" bewegt. Das ist das tragende Motiv, das sich durch den ganzen Roman zieht. Das macht ihn auch so ungewöhnlich, abwechslungsreich und nie langweilig.
Wie die Szenen wechseln, so ändert sich auch Emma Hoopers Schreibstil. Einmal ist er ganz "normal" und dann wieder, wenn die Handlung hektisch und unübersichtlich wird und die Protagonisten die Situation selbst nicht überblicken können, schlägt der Schreibstil in eine ungeordnete Reihenfolge von Sätzen und Wörtern um. So weiß der Leser nicht mehr als der Protagonist selbst.
Im Übrigen vermittelt der Roman meist Inhalte nicht direkt, also er sagt nicht, dies und das ist der Fall, sondern man erahnt nur, was passiert sein könnte und was sie tatsächlich fühlen.

So "liefert" der Roman viele schöne Eindrücke und Impressionen, aber er bietet nichts direkt Vorgegebenes und Endgültiges. Der Leser bekommt Interpretationsspielraum und kann sich seine eigenen Gedanken machen.
"Etta und Otto und Russell und James" ist ein sehr dynamischer und offener Roman, der so auch nie monoton wird.