Eve

Wer ist Eve?

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emmmbeee Avatar

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Wer oder was ist Evelyn Ross? Was führt sie nach L.A.? Woher kommt sie wirklich? Was sind ihre Ziele? Warum sucht sie diverse Bekanntschaften und lässt sich doch auf keinen Mann ein?
Eve, eine attraktive, offensichtlich intelligente, aufgeschlossene junge Frau mit glamourösem Touch, taucht an verschiedenen Orten auf und hinterlässt überall einen nachhaltigen Eindruck. Mit zwei beträchtlichen Makeln behaftet, scheint sie nicht ins Filmgeschäft einsteigen zu wollen und knüpft doch sofort Verbindungen zum Set.
Und dann geht die Post ab. Mit Tempo wird der Leser in einem Kriminalfall in der Welt der Stars und Sternchen geführt.
Aus der Sicht von mehreren Personen, unter ihnen eine bereits halb vergessene Filmgröße aus Hollywood, verfolgt der Leser einen Abschnitt aus dem Leben der jungen Frau, die wie ein guter Geist stets ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen um sich zaubert. Sie greift ganz selbstverständlich helfend dort ein, wo es nötig ist, auch in einen brisanten Erpressungsfall. Das Opfer ist eine Filmlegende, die hier salopp Dehavvy genannt wird. Bei alldem habe ich mich gewundert, dass das Telefon in den 30er Jahren beim amerikanischen Volk, auch bei den eher kleinen Leuten, bereits so verbreitet war.
Amor Towles, bestens bekannt aus früheren Werken, hat mich auch diesmal wieder zu fesseln vermocht. Mir gefallen nicht nur die gepflegte, mitreißende Sprache und der Drive, sondern auch die Bilder, die er immer wieder heraufzubeschwören versteht, und die Welten, die er so authentisch gestaltet, dass der Leser mittendrin sein kann.
Gekonnt setzt er seine Cliffhanger ans Ende vieler Kapitel. Etwas verwirrend sind die vielen Personen, welche in den Abschnitten titelgebend mitmischen. Nicht selten musste ich zurückblättern, um mich an den Menschen, seine Gründe und Absichten besser zu erinnern.
Wermutstropfen sind zwei Fehler, welche dem Autor (oder der Übersetzerin?) unterlaufen sind. Ein Wagenheber kann nicht drei Seiten später als Brecheisen bezeichnet werden. Und: F. nimmt einem Bewusstlosen den Revolver ab und steckt ihn in seinen eigenen Gürtel. Als dieser später wieder zu sich kommt, findet er die Waffe aber wie zuvor in seinem Holster.
Insgesamt ein interessanter Ausflug in die frühe Welt des Films und Hollywoods frühe Jahre. Eine durchaus empfehlenswerte Lektüre.