Überraschend düster, dennoch sehr fantasievoll und fesselnd

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hapedah Avatar

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Rain White stammt aus einer der adligen Märchenfamilien, doch die alten Traditionen, auf die ihre Großmutter so viel Wert legt, interessieren sie nicht die Bohne. Dennoch muss sie an ihrem 18. Geburtstag, wie jede Märchennachfahrin, den schlafenden Prinzen küssen, dessen Erweckung die Magie in die Welt zurück bringen soll. Doch als der schlafende Prinz tatsächlich aufwacht, entpuppt sich die Prophezeiung um seine Rückkehr wesentlich düsterer, als es sich die Märchenfamilien erhofft haben und plötzlich liegt das Schicksal der ganzen Welt in Rains Händen.

"Ever & After: Der schlafende Prinz" von Stella Tack ist eine spannende, fantasievoll geschriebene Geschichte, die mich schnell in ihren Bann gezogen und bis zum Ende nicht wieder los gelassen hat. Dabei entwickelte sich die Handlung wesentlich blutrünstiger als es der Klappentext und die Leseprobe vermuten ließen. Tatsächlich wurde ich vorab von einigen Mitgliedern einer Buchcommunity gewarnt, wenn ich allein mit den Aussagen der Verlagswerbung an das Buch heran gegangen wäre, hätte mich die Wendung zum Grausamen - was eigentlich gar nicht so untypisch für die Grimmschen Märchen ist - wohl eiskalt erwischt und meinen Gesamteindruck negativ beeinflusst. Das versprochene Knistern drückte sich eher sanft im Hintergrund herum, der Kampf gegen diverse Märchenfiguren hat das Geschehen eindeutig dominiert.

Den Schreibstil habe ich genau so fesselnd empfunden, wie ich es bereits von anderen Büchern der Autorin kenne und mag, die Protagonistin ist mir schnell ans Herz gewachsen. Mit ihrer aufmüpfigen, rebellischen Art hat sie mich bereits in der Leseprobe von sich überzeugt, sowohl Rain als auch alle anderen Figuren fand ich umfassend und bildhaft beschrieben. Jedem Kapitel ist ein kleiner Auszug aus den Märchen der Brüder Grimm vorangestellt, meiner Meinung nach passt diese Adaption vom Grundtenor her gut zur Grimmschen Schreibweise. Stella Tack präsentiert ihren Lesern eine gelungene Mischung aus altbekannten Märchenfiguren, einer nicht weniger düsteren Neufassung von deren Herkunftsgeschichten und einem fantasievollen Handlungsfaden. Mich hat dieses überraschend finster geschriebene Leseerlebnis bis zum abschließenden Cliffhanger überzeugt, so dass ich den Roman gern weiter empfehle.

Fazit: Wer sich nicht nur auf die vom Verlag angedeutete Teenager-Romantasy, sondern auch auf eine überraschend blutrünstige Handlung einstellen kann, den erwartet eine spannende, fantasievolle Märchenadaption, für die ich gern eine Leseempfehlung ausspreche.