Galan oder Stalker

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timphilipp Avatar

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Im überfüllten Supermarkt tritt der smarte Hannes der Single-Frau Judith auf die Hacken, womit eine – bald schmerzvolle - Beziehung ihren Lauf nimmt. Zwar wird Judith endlich einmal geliebt und umworben und versteht Hannes es auch, ihre Freunde und Familie für sich einzunehmen. Allerdings empfindet Judith bald die übermäßige Zuwendung als erdrückend. Sie macht Schluss mit Hannes. Damit beginnt für Judith eine echte Leidenszeit mit Psychiatrieaufenthalten. Sie kriegt Hannes nicht mehr aus ihrem Kopf, fühlt sich von ihm verfolgt. Schließlich nimmt sie sich zusammen und geht der Sache auf den Grund. Dabei entdeckt sie Ungeheures …
Wer nach Glattauers „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ einen Liebesroman erwartet, wird nur zum Teil befriedigt. Zwar deutet zunächst alles auf eine Romanze hin. Diese nimmt aber recht bald die Züge eines Psychothrillers und Krimis an. Das geschieht so raffiniert, dass der Leser bald selbst verwirrt ist und sich fragt, ob der so harmlos daherkommende Hannes wirklich ein Stalker übelster Sorte ist oder ob Judith nicht vielleicht doch wahnsinnig ist und einem Verfolgungswahn unterliegt. Die ungewöhnliche Auflösung bietet überraschende Wendungen und macht die Spannung komplett. Die Thematik des Stalkens wird fast witzig verarbeitet, ohne dass ihr der Ernst genommen wird. Das Buch besticht durch Glattauers charmanten wienerischen Schreibstil und Plauderton sowie durch Situationskomik.
Ein unbedingt lesenswertes Buch.