Betrügereien im Grand Hotel mit Wiener Flair

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Fabula Rasa oder Die Königin des Grand Hotels von Vea Kaiser.

Es wird die Lebensgeschichte der Angelika Moser in Wien erzählt. In einer Zeitspanne von mehreren Jahrzehnten, angefangen in ihrer Kindheit in den 1960ger Jahren bis hin zum Alter von etwa Mitte 50. Angelika Moser lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter in einfachen Verhältnissen und muss als Kind viel entbehren: sowohl materielle Dinge, aber vor allem Liebe und familiäre Fürsorge. Das Verhältnis zu ihrer emotionslosen Mutter ist zu jeder Zeit schwierig und angespannt.
Angelika hat einen Bürojob in einem Wiener Nobelhotel und verdient damit ihren Lebensunterhalt. Als Angelika selbst jung Mutter wird nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand, aber stößt als Alleinerziehende schnell auf viele Probleme: Geld, Zeitmangel und Schwierigkeiten bei der Kinderbetreuung.
In dem familiengeführten Hotel entwickelt sie durch ihren unermüdlichen Arbeitseinsatz persönliche Kontakte zur Geschäftsführung und wird dort schnell zu einer Vertrauensperson. Zur Abteilungsleiterin aufgestiegen entdeckt sie die scheinbar unkomplizierte Umlenkung von Firmengeldern auf ihr eigenes Konto und verstrickt sich so immer weiter in kriminelle Abgründe. Mit dem Gedanken, dass sie sich das Geld nur vom Hotel ausleiht und irgendwann zurückzahlen wird, ermöglicht sie sich und ihrem Sohn ein sorgenloses, angenehmes und luxuriöses Leben.

Die Autorin Vea Kaiser erzählt, dass ein Zeitungsartikel sie zu der Idee dieses Buches gebracht hat. Sie besucht eine Millionen-Betrügerin im Gefängnis, die ihr ihre Geschichte erzählt. Diese Unterhaltungen, geschrieben in kursiver Schrift, rahmen die Kapitel ein und geben weiterführende Informationen zum wahren Hintergrund der Geschichte.
Es bleibt bis zum Ende des Buches allerdings ein Geheimnis, wie die Geschichte tatsächlich endet oder wie die aktuelle Situation der einzelnen Personen ist. Das macht es aber auch so interessant und regt zum Nachdenken an.

Dieses Buch hat mich von Anfang bis Ende in vielen Punkten begeistert und mich mit viel Lesefreude durch die knapp 570 Seiten geführt.
Zum Einen gefällt mir der Ort der Handlung: Wien! Ich bin totaler Wien-Fan und den unverwechselbaren Wiener Schmäh wortwörtlich zu lesen ist einfach nur großartig und versetzt mich gedanklich sofort ins Kaffäähaus oder ins Beisl.
Dann die kultige Ära der 80ger Jahre mit New Wave, Falco und dem Lebensgefühl dieser Zeit, die ich genauso auch selbst erlebt habe.
Und zu guter Letzt: all die bekannten Orte: Lokalitäten und Bezirke, die sich jeder Wien-Kenner gut vorstellen können.
Meine absolute Leseempfehlung, oida!