Eine Wucht

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Angelika Moser liebt Ordnung und System, im Leben, aber vor allem bei ihrer Arbeit in der Buchhaltung im Wiener Grandhotel Frohner. Privat läuft es leider nicht alles so geradlinig. Mit ihren Liebhabern hat sie nur wenig Glück und als sie dann alleinerziehende Mutter und Abteilungsleiterin ist, muss einfach mehr Geld her, um alles für den perfekten Ablauf organisieren zu können. Für ihren Sohn Basti sowie für das Grandhotel will sie nur das Beste - und trotzdem erleichtert sie letzteres um mehr als drei Millionen.

"Fabula Rasa" macht seinem Namen alle Ehre. Dieses Buch ist da mit einer Wucht und Gewichtigkeit und das nicht nur wegen seiner fast 600 Seiten. Autorin Vea Kaiser lässt uns ihre Hauptfigur Angelika von ihrer Zeit als junger Erwachsener kennen und vor allem verstehen lernen. Sie ist keine Träumerin, sie ist realistisch eingestellt, will den Überblick behalten und doch hat sie ambitionierte und nicht unerreichbare Ziele. Für ihren Beruf gibt sie viel privates auf und sucht sich ihre Entschädigung im Hotel als Kompensation für ihre Mühen - nichts, was man nicht irgendwie nachvollziehen könnte. Das Buch ist in drei Akte aufgeteilt. Anfang und Ende haben mich vollständig überzeugt, der Mittelteil hat etwas Tempo und Spannung verloren, fängt sich aber zum Glück wieder. Herausragend war für mich auch der Sprachstil, locker und leicht und mit Wienerischer Couleur habe ich mich trotz der Tragik der Geschichte gut unterhalten gefühlt.