Emotional und verwirrend

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teilzeitbäuerin Avatar

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Angelika arbeitet im Hotel der Familie Frohner in der Buchhaltung der 1980er Jahre. Sie verrichtet ihre normalen Dienste, lebt für das Nachtleben mit Freddy und Ingi und versucht alles, um dem Gemeindebau ihrer Jugend zu entfliehen. Und dann ist da noch ihre Mutter Erna, die als Hausbesorgerin die ersten Anzeichen von Demenz zeigt. Angelika versucht dies alles zu meistern und träumt dennoch von Großem. Sie stolpert von einer Gelegenheit zur nächsten.

Und dennoch erfährt der Leser gleich zu Beginn, dass Angelika Geld vom Hotel unterschlagen hat. Denn zeitgleich erfahren wir, dass die Autorin die Protagonistin immer wieder im Gefängnis besucht und diese interviewt. Aber das kann doch gar nicht sein, denn Angelika hat nur getan, was nötig war und nichts Unrechtes, oder?

Vea Kaiser schafft es meisterlich, den Leser so zu verwirren und zu beeinflussen, dass man am Ende nicht mehr weiß, welche Seite nun die richtige ist. Und obwohl für das Abzweigen von fremden Geld natürlich eine Haftstrafe folgen muss, hofft man dennoch ... Unglaublicher Sprachstil vermischt mit einer Geschichte, die anfangs dahinplätschert und sich aber zu einem Strom entwickelt, der einem mitreißt und man mitten im Geschehen steht. Die Personen sind so authentisch - als echtes Kind der 80iger kamen mir die Ausdrücke, Orte und Geschehnisse so greifbar nahe vor ... unglaublich gut recherchiert.