Erzählerisches Feuerwerk
Nachdem ich Vea Kaisers Erstlingswerk „Blasmusikpop“ bereits gelesen hatte, erlebte ich sie 2013 an den Solothurner Literaturtagen. Als sie beim Vorlesen zu der Stelle gelangte, wo die Nordic Walkerinnen den jungen Johannes im Gemüsegarten seiner Eltern den Rausch ausschlafen sahen, brach sie auf der Bühne in einen Lachkrampf aus, der sich gewaschen hatte. Erst verblüfft, dann total angesteckt wieherte das zahlreich erschienene Publikum mit, bis die Autorin sich nach Minuten wieder fassen konnte.
Nun also dieses neue Werk, in dem eine junge Frau aus dem Gemeindebau namens „Veza Canetti-Hof“ (die Ehefrau von Elias Canetti hieß so) mit wenig Geld zu überleben versucht. Neben ihrer Arbeit im Grand Hotel Frohner schaut sie zu ihrer dementen Mutter und hat bald auch ein Baby (mit einem Vater, der zu nichts zu gebrauchen ist) noch obendrauf. Dennoch schafft sie es einige Treppen empor, wenn auch nur dank einiger sinistrer Manipulationen.
Der ganze Roman „Fabula Rasa“ ist erneut ein ausuferndes, würziges Erzähl- und Sprachfestival. Kaiser stürmt durch die Geschichte, dass es ein Vergnügen ist. Man spürt, dass sie ihre Figuren innig liebt und diese bereitwillig mitspielen. Mit längst anerkanntem Fabuliertalent hopst die Handlung leichtfüßig von Satz zu Satz, dennoch ist die Story aber durchaus lebensnahe und ernsthaft, soll sie doch auf Tatsachen beruhen. So gesehen passt sie haargenau zu Wiens städtischem Hintergrund.
Groteske Situationen, dreiste Betrügereien, sehr wirklichkeitsnahe Szenen mit kleinen Kindern und nichtsnutzigen Menschen (sowohl als auch) wechseln sich ab mit nahegehenden Bemühungen einer jungen Frau ums Überleben als alleinerziehende Mutter.
Mit viel Verve und einzigartigem erzählerischem Furor, mit unwiderstehlicher Schlagfertigkeit, Tempo und Witz galoppiert die Autorin durch die Geschichte, übersprudelnd und furios schildernd. Tragikomik wechselt sich ab mit Einfühlungsvermögen, der Auftritt von Herzensbrechern mit dem Einbrechen erfolgreich verlaufender skurriler Katastrophen. Es ist ein heftig geschüttelter Mix aus dem, was ein Leben von ganz unten herauf mit sich spülen kann, ein sprachlicher Farbtopf, verarbeitet zu pittoresken Bildern. Trotz allen Irrsinns geschrieben mit liebevollem Blick und Klugheit, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger.
Zwar nicht im Dialekt verfasst, aber dicht übersät mit Wiener Ausdrücken, die ein Glossar am Ende des Romans nur teilweise erklärt. Zur Ergänzung: ein Tschecherl ist ein schäbiges Gasthaus; Gfüüte (Gefüllte) sind wohlhabendere Leute.
Mal so ausgedrückt und zusammengefasst: Der Titel Fabula Rasa verheißt in freier Interpretation auch das, was zwischen den Buchdeckeln zu lesen ist: ein rasantes Drauflosfabulieren um eine Familiengeschichte, was ja Vea Kaisers Spezialität und Markenzeichen ist. Lesevergnügen von A bis Z, ich empfehle diese Lektüre sehr!
Nun also dieses neue Werk, in dem eine junge Frau aus dem Gemeindebau namens „Veza Canetti-Hof“ (die Ehefrau von Elias Canetti hieß so) mit wenig Geld zu überleben versucht. Neben ihrer Arbeit im Grand Hotel Frohner schaut sie zu ihrer dementen Mutter und hat bald auch ein Baby (mit einem Vater, der zu nichts zu gebrauchen ist) noch obendrauf. Dennoch schafft sie es einige Treppen empor, wenn auch nur dank einiger sinistrer Manipulationen.
Der ganze Roman „Fabula Rasa“ ist erneut ein ausuferndes, würziges Erzähl- und Sprachfestival. Kaiser stürmt durch die Geschichte, dass es ein Vergnügen ist. Man spürt, dass sie ihre Figuren innig liebt und diese bereitwillig mitspielen. Mit längst anerkanntem Fabuliertalent hopst die Handlung leichtfüßig von Satz zu Satz, dennoch ist die Story aber durchaus lebensnahe und ernsthaft, soll sie doch auf Tatsachen beruhen. So gesehen passt sie haargenau zu Wiens städtischem Hintergrund.
Groteske Situationen, dreiste Betrügereien, sehr wirklichkeitsnahe Szenen mit kleinen Kindern und nichtsnutzigen Menschen (sowohl als auch) wechseln sich ab mit nahegehenden Bemühungen einer jungen Frau ums Überleben als alleinerziehende Mutter.
Mit viel Verve und einzigartigem erzählerischem Furor, mit unwiderstehlicher Schlagfertigkeit, Tempo und Witz galoppiert die Autorin durch die Geschichte, übersprudelnd und furios schildernd. Tragikomik wechselt sich ab mit Einfühlungsvermögen, der Auftritt von Herzensbrechern mit dem Einbrechen erfolgreich verlaufender skurriler Katastrophen. Es ist ein heftig geschüttelter Mix aus dem, was ein Leben von ganz unten herauf mit sich spülen kann, ein sprachlicher Farbtopf, verarbeitet zu pittoresken Bildern. Trotz allen Irrsinns geschrieben mit liebevollem Blick und Klugheit, jedoch ohne erhobenen Zeigefinger.
Zwar nicht im Dialekt verfasst, aber dicht übersät mit Wiener Ausdrücken, die ein Glossar am Ende des Romans nur teilweise erklärt. Zur Ergänzung: ein Tschecherl ist ein schäbiges Gasthaus; Gfüüte (Gefüllte) sind wohlhabendere Leute.
Mal so ausgedrückt und zusammengefasst: Der Titel Fabula Rasa verheißt in freier Interpretation auch das, was zwischen den Buchdeckeln zu lesen ist: ein rasantes Drauflosfabulieren um eine Familiengeschichte, was ja Vea Kaisers Spezialität und Markenzeichen ist. Lesevergnügen von A bis Z, ich empfehle diese Lektüre sehr!