Grand Hotel Frohner

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dajobama Avatar

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Fabula Rasa oder die Königin des Grand Hotels – Vea Kaiser
Diesen Roman wollte ich gar nicht wegen seines Klappentextes lesen, der mich hier nicht soo sehr angesprochen hat – sondern wegen der Autorin Vea Kaiser, die nach längerer Pause hiermit endlich ein neues Werk veröffentlicht hat. Und was soll ich sagen… sie ist wieder ganz in ihrem Element. Einfach grandios!
Angelika Moser hat keine einfachen Startbedingungen. Und trotz aller Mühe will sich das Blatt einfach nicht wenden. Als Buchhalterin im Wiener Grand Hotel Frohner der Achtzigerjahre nutzt sie jede Gelegenheit zum sozialen Aufstieg. Denn Angelika ist tough und hilft sich selbst, wo ihr sonst niemand hilft. Als sie dann auch noch allein mit Kleinkind dasteht, lässt sie sich auf fragwürdige Bilanz-Zahlenspielereien ein…
Als Leser kann man sich sehr gut in Angelika hineinversetzen und hat kaum einmal den Anflug des Gefühls, dass es nicht in Ordnung wäre, was sie da tut. Sie ist eine ganz normale Frau und schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Dabei zeigt sie Kampfgeist und Erfindungsreichtum. Eine Lebenskünstlerin.
Ähnliches habe ich glaube ich bereits zu einem ihrer früheren Romane geschrieben: Meine Heimat Bayern ist recht nah verwandt mit Österreich, sowohl sprachlich als auch kulturell und ideell. Ich persönlich fühlte mich auf Anhieb pudelwohl in dieser vor Lokalkolorit triefenden Welt von Angelika Moser und dem Grand Hotel Frohner.
Vea Kaiser nimmt kein Blatt vor den Mund. Etliche schwere Themen bilden die Grundlage der Handlung. Doch mit Witz und Spritz kämpft sich Angelika aus der Misere – nur um sich ihre nächste Fallgrube selbst zu bauen. Und so dürfen wir diese sympathische Protagonistin, die mir sehr ans Herz gewachsen ist, über Jahrzehnte begleiten – bevor ihr schließlich alles um die Ohren fliegt…
Es ist ein flotter, humorvoller Erzählstil. Leicht zugänglich und mit Ausrufen wie „Bist deppert?“ gespickt. Ein Absatz aus meiner damaligen Rezension zu „Rückwärtswalzer“ passt auch hier perfekt: „..ich bin schwer beeindruckt von ihrer locker-flockig humorvollen Art über schwere und tragische Themen zu schreiben. Mit ihrem sehr eignen, teils bissigem Erzählstil bewegt sie sich manches Mal hart an der Grenze des guten Geschmacks, verfehlt dabei aber niemals den Ton. Denn dieser ist zwar frech, aber gleichzeitig sehr einfühlsam den Protagonisten dieser Geschichte gegenüber.“
Ich habe mich hervorragend unterhalten! 5 Sterne