Roman des Jahres
Als ich ein Viertel des Romans "Fabula Rasa - Königin des Grand Hotels" von Vea Kaiser gelesen hatte, dämmerte mir langsam, dass nicht die charmant-rasante Robin Hood-Version in weiblich vor mir lag, die ich erwartet hatte. Buchhalterin zwackt 4 Millionen vom Hotel Frohner ab - so der Inhalt in kürzester Form. Stattdessen wartet etwas Größeres auf den Leser, eine wahrhaft zu Herzen gehende Tragödie.
Angelika Moser wächst in einem Gemeindebau auf. Ihre Mutter ist vom Leben gebeutelt, kalt gegenüber der Tochter; der Vater zeigt kein Interesse, bleibt im Grunde unbekannt. Angelika wird überangepasst, sucht sich kleine Funken der Wertschätzung bei der Arbeit in der Buchhaltung im Hotel Frohner. Es kommt zu verschiedenen Liebeleien, aber wer seinen Selbstwert nie kennengelernt hat, misstraut der Zuneigung und zielt auf die Enttäuschung. Angelika's Verschwiegenheit lässt sie die Karriereleiter hinaufsteigen und das Vertrauen der Frohners erlangen. Sie, die Armut, Verwahrlosung und Grenzen des Handelns verinnerlicht hat, erlebt nun ein "zweites" Zuhause, in dem sich schier unendliche Fülle reproduziert und Gästen jeder Wunsch erfüllt wird. Für ihr persönliches Leben, dass so wenig gemein hat mit einem "gemachten Nest" benötigt sie immer mehr, um Löcher zu stopfen. Wie gut, dass sie die Hoheit über die Abrechnungen im Edelhotel und mehrere Konten besitzt, auf die sie transferieren kann...
Mich hat beim Lesen vor allem der soziale Aspekt nicht losgelassen. Wenn man sich den Gemeindebau in Wien in den 70er/80er Jahren ansieht (schnell bei Google einzusehen) und sich vorstellt, dass Angelika Moser im Hotel Sacher tagtäglich in zwei Welten lebte, ergibt sich schnell eine Vorstellung davon wie sie in einen kriminellen Strudel gelangen konnte. Wie soll eine Frau und alleinerziehende Mutter ohne Stammbaum und Rücklagen jemals in diesem Metier bestehen können? Am Ende des Romans erfahren wir, dass Vea Kaiser die echte Angelika Moser im Gefängnis besucht hat, der Kontakt aber noch währenddessen abbrach. Umso mehr beeindruckt mich: Vea Kaiser ringt so sehr um ihre Hauptfigur. Sie gibt ihr eine Tiefe, die ich lange nicht mehr empfunden habe. Sie will sie als Heldin darstellen gegen alle Umstände. Und das gelingt!
Angelika Moser wächst in einem Gemeindebau auf. Ihre Mutter ist vom Leben gebeutelt, kalt gegenüber der Tochter; der Vater zeigt kein Interesse, bleibt im Grunde unbekannt. Angelika wird überangepasst, sucht sich kleine Funken der Wertschätzung bei der Arbeit in der Buchhaltung im Hotel Frohner. Es kommt zu verschiedenen Liebeleien, aber wer seinen Selbstwert nie kennengelernt hat, misstraut der Zuneigung und zielt auf die Enttäuschung. Angelika's Verschwiegenheit lässt sie die Karriereleiter hinaufsteigen und das Vertrauen der Frohners erlangen. Sie, die Armut, Verwahrlosung und Grenzen des Handelns verinnerlicht hat, erlebt nun ein "zweites" Zuhause, in dem sich schier unendliche Fülle reproduziert und Gästen jeder Wunsch erfüllt wird. Für ihr persönliches Leben, dass so wenig gemein hat mit einem "gemachten Nest" benötigt sie immer mehr, um Löcher zu stopfen. Wie gut, dass sie die Hoheit über die Abrechnungen im Edelhotel und mehrere Konten besitzt, auf die sie transferieren kann...
Mich hat beim Lesen vor allem der soziale Aspekt nicht losgelassen. Wenn man sich den Gemeindebau in Wien in den 70er/80er Jahren ansieht (schnell bei Google einzusehen) und sich vorstellt, dass Angelika Moser im Hotel Sacher tagtäglich in zwei Welten lebte, ergibt sich schnell eine Vorstellung davon wie sie in einen kriminellen Strudel gelangen konnte. Wie soll eine Frau und alleinerziehende Mutter ohne Stammbaum und Rücklagen jemals in diesem Metier bestehen können? Am Ende des Romans erfahren wir, dass Vea Kaiser die echte Angelika Moser im Gefängnis besucht hat, der Kontakt aber noch währenddessen abbrach. Umso mehr beeindruckt mich: Vea Kaiser ringt so sehr um ihre Hauptfigur. Sie gibt ihr eine Tiefe, die ich lange nicht mehr empfunden habe. Sie will sie als Heldin darstellen gegen alle Umstände. Und das gelingt!