✨ Sie hat Millionen gestohlen – aus Liebe. Und ich? Ich habe ihre Geschichte verschlungen.
Ich habe „Fabula Rasa – oder Die Königin des Grand Hotels“ verschlungen wie ein literarisches Wiener Schnitzel mit Extrakalorien – und ja, davon gabs reichlich. Angelika Moser wächst im Gemeindebau auf, landet im eleganten Grand Hotel Frohner und glaubt, sie könne alles managen: Karriere, Kind, Konto, Nachtleben. Doch dann wird alles wackelig und plötzlich steht sie mit einem Bein im Partyleben, mit dem anderen im Trümmerfeld. Erzählt wird wechselseitig: Angelika und die Autorin als Erzählerin, die sich selbst in die Geschichte einmischt, ein Mega Twist, wie er frappanter kaum sein könnte.
Und wo kommt das alles her? Kaiser verriet: Ein öffentlicher Prozess gegen eine Buchhalterin eines Wiener Nobelhotels hat sie auf die Figur gebracht – die Frau hatte Millionen unterschlagen und behauptet vor Gericht: sie habe das alles aus Mutterliebe getan. Kaiser schwanger, mit einem Sohn im Bauch, dachte sofort: „Ja, ich würde es auch tun.“ Und mit diesem Funken zündet sie einen Roman voller Aufstieg, Fall, Herkunft und moralischer Grauzonen.
Zwischen den Zeilen geht’s nicht nur um Auf- und Abstieg, sondern um Herkunft, Machtspiele und brüchig-moralische Grundmauern. Was sagt uns Kaiser? Dass das Leben nicht in Pastelltönen verläuft – auch wenn der Champagner in der Lobby fein im Glatz glitzert. Aufstieg kann Fluch & Segen sein, wie wir hier lesen.
Der Stil? Leicht lesbar, gewitzt, voller Wiener Humor – aber nicht seicht. Gleichzeitig Gesellschaftsroman, Hotelthriller und Porträt einer Stadt ist.
Ich mag das Buch, weil es unterhält und nachwirkt - weil es mich mit einer unangenehmen Frage zurücklässt: Was wäre, wenn ich in ihrer Haut gesteckt hätte? Vea Kaiser macht es einem nicht leicht, Angelika Moser moralisch zu verurteilen – und genau das ist der Punkt.
Hier geht’s nicht nur um Moral oder Zahlen, sondern um Sehnsucht, soziale Herkunft und den Wunsch nach Anerkennung in einer Welt, die denen am Rand selten Applaus spendet. Die Geldunterschlagung wird nicht verharmlost, aber sie wird menschlich. Und das ist unangenehm ehrlich und irgendwie auch entwaffnend.
Vea Kaiser macht fühlbar wie brüchig Moral wird, wenn sie auf Lebensrealität trifft.
Ich hätte Angelika Moser, Ingi, Freddy, Mama Erna Moser, den Herren Direktoren (Senior & Junior) und all den anderen noch ewig weiter folgen können. Selten habe ich so gern mit einer Figur gehadert, gelacht, gezweifelt. Jetzt, wo das Buch zu ist, fehlt sie mir. Fehlen sie mir. Und das ist vielleicht das schönste Zeichen dafür, wie sehr mir diese Geschichte gefallen hat. #leseempfehlung