Spannend und sehr interessant durch auch sprachlich gelungene Twists
Das Cover mit einem mehrarmigen Deckenleuchter - vielleicht ein Lobmeyr-Luster- versetzt den Betrachter zurück in die elegante, wohlbetuchte Welt der Achtzigerjahre. Der Buchtitel FABULA RASA verspricht wie in Fabeln, eine moralische Lehre zu vermitteln. Das Szenarium spielt in Wien mit der chronologisch aufgebauten Lebensgeschichte von Angelika Moser als Hauptperson auf einer Erzählebene, die zweite Ebene behandelt zehn Unterhaltungen der Autorin mit dieser verurteilten Protagonistin im Gefängnis. Über einen Zeitraum von den1950-iger Jahren bis 2018 geht es zunächst um ihre finanziell sehr bescheidene Kindheit, dann um ihr ausschweifendes Nachtleben neben ihrem geliebten Buchhalterberuf im renommierten Grand Hotel, um ihr gutes Leben durch jahrzehntelang manipulierte Hotelrechnungen bis zu ihrer Inhaftierung. In drei Akten steigert sich ihr Lebensstil auf der Suche nach Glück, Liebe und Abenteuern in waghalsigere Gefilde der Bilanzfälschung, begleitet von männlichen Charakteren wie z.B. den Hoteldirektor oder Freddy in seinem speziell wienerischen Gemüt. Auch die weiblichen Charaktere sind einfühlsam porträtiert in ihrem jeweiligen Milieu, von der kämpferischen Hausbesorgerin Erna Moser im Gemeindebau bis zur adligen, dekadenten Lizzy beim vornehmen, glanzvollen Opernball. Thematisiert werden auch Probleme alleinerziehender, berufstätiger Mütter mit pubertierendem Sohn, Demenz und Medikation, Traditionen, Überwindung gesellschaftlicher Schranken, missglückte Vaterschaft, Loyalität und Diskretion im Umgang mit Spesenrechnungen, Bitcoin-Business auf weltweiten Krypto-Events etc. Sogar Historisches über Shanghai mit dem Stadtteil »Little Vienna« als letzte Rettung jüdischer Emigranten und mit dem Jewish Refugees Museum ist berücksichtigt. Der Schreibstil überzeugt durch Kreativität, Originalität und Emotion.
Und die Moral von dieser spannenden Geschichte: Wer genug Geld hat und die richtigen Leute kennt, kauft sich frei. Und wer für so jemanden arbeitet, sitzt ein.
Und die Moral von dieser spannenden Geschichte: Wer genug Geld hat und die richtigen Leute kennt, kauft sich frei. Und wer für so jemanden arbeitet, sitzt ein.