Brutaler Thriller, der gut zum aktuellen politischen Klima passt

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nataliegoodman Avatar

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"Fake" spielt geschickt mit politischen Ambitionen, der Manipulierbarkeit der Medien, übertriebener Sensationsgier, internationalen Verschwörungen und skrupelloser Selbstüberschätzung. Die US-amerikanische Ärztin Catherine Finch, in Syrien vom IS entführt, wird zum Spielball unterschiedlicher Männer, die alle auf Catherines Kosten ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen. Da zunächst die vielen verschiedenen Charaktere mit ihren teils sehr unterschiedlichen Ambitionen vorgestellt werden, fand ich den Anfang etwas ermüdend. Dabei sind die Widersacher auch noch echte Klischee-Bösewichte, die durch und durch schlecht sind. Die Protagonisten, die angeblich aus Sympathie für den Friedensprozess handeln, sind hier deutlich komplexer gestaltet, da keiner wirklich gut oder uneigennützig denkt.
Erst später nach der Vorstellung aller Charaktere baut sich echte Spannung auf, die James Rayburn durch einige überraschende Wendungen aufrechthält. Der Autor nutzt eine ausdrucksstarke Sprache und einen anschaulichen Schreibstil, sodass man gedanklich sofort mit ihm in die USA, nach Syrien, Jordanien und Indonsesien reist. Allerdings wirken dadurch auch die Gewalt- und Kampfszenen sehr plastisch und äußerst brutal, was mir manchmal etwas zu viel wurde. Auch die immer wieder verwendeten Schachtelsätze mit ihren oft überflüssigen oder umständlich eingebauten Einschüben stören den Lesefluss ein bisschen.