Temporeich und spannend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lunamonique Avatar

Von

James Rayburn ist das Pseudonym des südafrikanischen Schriftstellers, Drehbuchautors, Regisseurs und Produzenten Roger Smith. In seinem neuesten Thriller „Fake“ läuft ein Täuschungsmanöver aus dem Ruder.

Die 33jährige Catherine Finch arbeitet als freiwillige Ärztin in Syrien. Sie gerät in die Fänge des IS und wird für Propaganda-Videos missbraucht, die sie aber für ihre Zwecke nutzen kann. Ein Drohnen-Angriff erfolgt ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als sie sich im Versteck des Chefpropagandisten des Kalifats Ahmed Assir aufhält. Der Tod von Catherine torpediert die Friedensverhandlungen.

Catherine Finchs Lage erscheint hoffnungslos, bis Ahmed Assir sie zu einem Gespräch einbestellt. Die Wendungen der Ereignisse sind effektvoll in Szene gesetzt. Der Thriller wird in verschiedenen Handlungssträngen erzählt. Zur Schlüsselfigur entwickelt sich der ehemalige CIA-Führungsoffizier Pete Town. Eigentlich schon im Ruhestand erhält Pete einen heiklen Auftrag. Der Tod von Catherine Finch, die zum Friedenssymbol geworden ist, droht alles zu verändern. Pete soll auf spezielle Weise Schadensbegrenzung betreiben. Wird es ihm gelingen, Zeit zu schinden? Kurze Kapitel sorgen für ein gutes Erzähltempo. Die Gefahr für Pete und alle anderen Beteiligten steigt. Erst langsam laufen die Fäden zusammen. Auf der Seite der Gegner agiert ein skrupelloser, kaltblütiger Killer. Mit seinem Auftauchen nehmen Gewalt und Brutalität zu. Unterschiedliche Interessen sorgen für Chaos. Manches wirkt einleuchtend, anderes überzeichnet. Die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt. Kaum einer ist frei von Schuld. Wer als Nebenfigur zwischen die Fronten gerät wird zum Spielball. Ein Großteil der Charaktere hat etwas Abgedroschenes, Austauschbares. Pete und ein Helfershelfer heben sich ab. Es fällt leicht mit ihnen mitzufiebern. Winkelzüge sind gut gedacht. Schicksale enttäuschen. Nicht jede Handlung, Unvorsichtigkeit ist nachzuvollziehen. Die Geschichte wirkt etwas zu heroisch und amerikanisch. Mit sich überschlagenden Ereignissen pendelt sich die Spannung auf einem hohen Niveau ein. Wer bleibt auf der Strecke, wer überlebt? Schockmomente wechseln sich ab. Einiges ist nicht vorhersehbar. Nicht jede 180 Grad-Wendung hätte sein müssen. Das letzte Buchdrittel steuert auf eine Art Showdown zu. Wer zieht an welchen Strippen? Erst zum Schluss wird die Wahrheit deutlich. Es bleibt Unerklärliches. Nicht alle Fragen werden beantwortet.

Der prägnant kurze Titel und eine düstere Szene ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Das Cover passt gut zum wendungsreichen Thriller. „Fake“ erfüllt die Erwartungen. Ein packend erzählter Thriller, der sich schnell zum Pageturner entwickelt. Nicht alle Entwicklungen stellen zufrieden. Zu viel Gewalt und Zerstörung, Abgeklärtheit und Kaltblütigkeit, zu viele Tote. Beängstigend ist die durchscheinende Realität.