Unputdownable!

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takabayashi Avatar

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Super spannender Polit-Thriller, der vermutlich näher an der Realität ist, als einem lieb sein kann. Habe ihn in einem Zug durchlesen müssen, musste mich aber dann erst einmal von der Lektüre erholen, denn das ist verdammt harter Tobak.
Pete Town, ehemaliger CIA-Agent im Ruhestand, wird wieder aktiviert, um an einer Vertuschungsaktion teilzunehmen: bei einem (vom US-Präsidenten nicht abgesegneten) Drohnenangriff der USA ist nicht nur - wie beabsichtigt - ein hochrangiger syrischer IS-Stratege getötet worden, sondern auch die amerikanische Geisel Catherine Finch, eine Ärztin, die für eine Hilfsorganisation in Syrien gearbeitet hatte und sich schon lange in Haft befand. Der IS benutzte sie als Propagandawaffe und postete Videos mit ihr, in denen sie sich zwar nicht auf die Seite des IS schlug, aber heftige Kritik an der amerikanischen Politik übte. Das Bekanntwerden ihres Todes als Kollateralschaden eines amerikanischen Angriffs wäre ein Mediendesaster, vor allem für die Friedespolitik des bald aus dem Amt scheidenden Präsidenten, der noch etwas für seinen Nachruhm tun will ...
Pete Town, der optisch eher an einen Universitätsdozenten erinnert, kann der Versuchung nicht widerstehen, noch einmal den Nervenkitzel der Agententätigkeit zu verspüren, sagt zu, den Tod der Ärztin zu vertuschen, und damit nimmt das Schicksal seinen fatalen Lauf. Viele Personen und viele unterschiedliche Interessen sind ineinander verstrickt und dem Leser offenbaren sich einmal mehr die menschenverachtenden Machenschaften vor allem der Geheimdienste, aber auch der Wirtschaft, hier vor allem der Waffenindustrie.
Rayburn bringt viele interessante Protagonisten ins Spiel, die Schauplätze wechseln häufig und der Schreibstil liest sich sehr gut und unterhaltsam. Alles wirkt überaus realistisch und gut recherchiert. Die kurzen Kapitel befeuern den Lesefluss, man (ich jedenfalls) liest immer weiter, will unbedingt wissen, wie es ausgeht.
Der Schluss allerdings ist etwas antiklimaktisch, wenn auch durchaus folgerichtig: es gab viele Tote und am Ende ist eigentlich keiner der Mitwirkenden mehr wirklich sympathisch. Ich war von der gnadenlosen Gewaltbereitschaft ziemlich abgestoßen. Und man fragt sich, wozu das Ganze denn notwendig, bzw. nütze war. Genauso, wie es in der politische Realität vermutlich tatsächlich häufig zugeht. Harte Realität, aber Spannung pur!