Ein Buch wie eine Kuscheldecke – nur schwer wieder loszulassen

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reishimura Avatar

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Es gibt Bücher, in die taucht man nicht einfach nur ein, sondern von denen wird man eingesaugt. Man kann es kaum erwarten zu erfahren, wie das Buch ausgeht, aber wenn man dann feststellt, dass es sich wirklich dem Ende neigt, überkommt einen eine unglaubliche Traurigkeit. Genau so ist es mir mit diesem Buch gegangen.
Obwohl ich alterstechnisch nicht mehr zur Zielgruppe von Young Adult zähle, greife ich hin und wieder gerne zu Büchern dieses Genres. Meine Erwartungen sind dabei meistens eher gering, was den literarischen Anspruch betrifft, aber nicht immer muss es hohe Literatur sein.
Misty Wilson hat mich mit ihrem Roman aber wirklich umgeworfen. Ihre detaillierten Beschreibungen der Kleinstadt Bramble Falls haben mich das Städtchen wirklich vor meinem inneren Auge sehen lassen und ich konnte zusammen mit Ellis und Cooper durch die Straßen streifen. Aber auch die ganze Herbstatmosphäre war so glaubwürdig und eindrucksvoll beschrieben, dass ich jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren habe. Dies ging bei mir so weit, dass ich phasenweise über die Außentemperatur am Balkon überrascht war, wenn ich eine Lesepause eingelegt habe. Im ersten Augenblick konnte ich nicht nachvollziehen, warum es über 30 Grad hat, bis ich mir wieder einfiel, dass in der „richtigen“ Welt gerade Hochsommer ist.
Doch nicht nur das ganze Drumherum hat dazu geführt, dass mich dieses Buch so begeistert hat. Auch mit den Charakteren hat die Autorin genau ins Schwarze getroffen. Natürlich erscheint vor allem Ellis auf den ersten Blick manchmal etwas naiv, störrisch und kindisch. Doch hier muss man sich immer wieder das Alter der Charaktere und auch der Zielgruppe vor Augen rufen. Denn wenn man dies berücksichtigt, sind sowohl das Verhalten von Ellis als auch ihre Sorgen, Ängste und Kommunikationsschwierigkeiten verständlich und nachvollziehbar.
Cooper ist der klassische Teenagerschwarm, herzensgut, freundlich, hilfsbereit und natürlich unglaublich gutaussehend. Hier hätte man fast das Gefühl bekommen können, dass die Autorin ein klein wenig zu sehr in die Klischeekiste greift. Doch Misty Wilson hat auch hier wieder elegant die Kurve bekommen und Cooper ein paar unerwartete Details eingebaut. Auf diese möchte ich aber, aufgrund von Spoilergefahr, nicht näher eingehen.
Apropos Spoilergefahr: Die Geschichte an sich ist an vielen Stellen vorhersehbar und es gibt nur einige wenige Überraschungen. Bei einem Liebesroman, der sich an ein erwachsenes Publikum richtet, hätte mich dies vielleicht dazu verleitet, dass ich bei der Bewertung Punkte abziehe. In diesem Fall hat es mich aber nicht gestört. Dies liegt vor allem daran, dass es eben doch die eine oder andere mehr oder weniger unerwartete Wendung gab. Andererseits finde ich aber bei Young Adult Büchern eher die Charakterentwicklung ausschlaggebend. Auch diesen Punkt konnte Misty Wilson meiner Meinung nach mit Bravour erledigen.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen und wie bereits anfangs erwähnt, konnte sie die herbstliche Stimmung und das Kleinstadtlebensgefühl perfekt einfangen. Beides ist ein absoluter Pluspunkt des Buches und hebt es auch von anderen Büchern dieses Genres ab. Das Einzige, dass mir ein klein wenig sauer aufstößt ist, dass ich das Buch leider schon beendet habe und mich von Bramble Falls und von ganz vielen liebgewonnen Charakteren verabschieden musste. Denn auch die Nebencharaktere haben sich einen Platz in meinem Herzen erobert.
Für dieses Buch möchte ich wirklich von ganzem Herzen eine Leseempfehlung aussprechen. Und zwar besonders auch für Personen die eigentlich nicht zur Zielgruppe gehören. Dieses Buch ist perfekt für alle, die die deutsche Erstausstrahlung von Gilmore Girls, One Tree Hill und ähnlichen Serien erlebt haben.