Ausgefeilter Auftakt

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lilli333 Avatar

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Inhalt:
Nach einer Katastrophe wandeln sich die USA in naher Zukunft in die Gläsernen Nationen. Jugendliche werden in bestimmten Zentren getestet und entweder den Rationalen oder den Emotionalen zugeordnet - mit entsprechenden Zukunftsaussichten. Skyes Vater steht als Parlamentarier voll hinter dieser sogenannten Kristallisierung, und auch Skye ist überzeugt, dass es für die Gesellschaft und die einzelnen Menschen gut ist. Als sie zu ihrer eigenen Testung fährt, ist sie der festen Meinung, mit einem eintätowierten R zurückzukommen. Doch schnell muss Skye erkennen, dass in den Testzentren die Dinge nicht so laufen wie gedacht …

Meine Meinung:
Lina Frisch, eine junge Psychologie-Studentin, ist mit diesem Dystopie-Auftakt ein großer Wurf gelungen. Die Welt, die sie entwickelt, ist von unserer realen nicht allzu weit entfernt, entsprechende Tendenzen sind auch bei uns leider immer mehr feststellbar. Insofern beinhaltet dieses Buch auch eine politische Botschaft, die den ein oder anderen vielleicht aufrütteln kann.

Obwohl die Handlung nicht allzu rasant voranschreitet, ist jede Seite fesselnd erzählt. Die Autorin führt die Lesenden behutsam an den Plot und an die Protagonisten heran. Verständnisprobleme gibt es an keiner Stelle. Die Charaktere sind vielschichtig und tiefgründig angelegt. Skye erweist sich von Anfang als recht sympathisch und charakterstark.

Der Hauptteil wird aus Skyes Ich-Perspektive erzählt. So ist man ganz nah an dieser Figur dran und kann sich super in ihre Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Ihre Entwicklung im Verlauf des Romans erscheint absolut plausibel und gut nachvollziehbar.

Dazwischen gibt es immer wieder Einschübe aus einer zweiten Perspektive, auch diese in der Ich-Form, was mich anfangs etwas verwirrt hat. Aber ich gewöhnte mich dann doch schnell daran.

Das Besondere an diesem Jugendbuch sind die vielen psychologischen Aspekte. Skye muss eine große Anzahl an Entscheidungen treffen, zu ihrem eigenen Wohl, dem ihrer Freunde oder der ganzen Gesellschaft. Dabei weiß sie nie, auf wen sie sich verlassen kann, wem sie noch trauen kann. Das gibt dem Ganzen unheimlich viel Spannung. Aber auch die Handlung an sich ist alles andere als langweilig. Hier gibt es etliche Geheimnisse zu enthüllen und überraschende Wendungen zu verarbeiten.

Am Ende sind wir an einem Zwischenabschnitt angekommen, die Geschichte ist aber noch lange nicht zu Ende. Daher kann ich es kaum erwarten, bis ich weiterlesen darf, muss mich aber wohl noch bis Herbst 2020 gedulden.