Big Brother is watching you!

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april1985 Avatar

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"Die Welt wird nicht bedroht von Menschen, die böse sind, sondern von denen, die Böses zulassen." (Albert Einstein)

Mit diesem Satz endet nicht nur der Debütroman von Lina Frisch, sondern er beschreibt auch perfekt das Buch bzw., wie die Autorin uns in ihrem Nachwort wissen lässt, die Botschaft von "Falling Skye".

Die 16-jährige Skye ist die Protagonistin dieses dystopischen Romans. Sie wächst in einer gläsernen Nation auf, in der die Menschen in zwei Gruppierungen eingeteilt werden - den Ratio und den Senso. Diese Einteilung soll vor Diskriminierung, Bürgerkriegen und Fehlentscheidungen in Politik und Wirtschaft schützen. Die zielstrebige Skye ist sich sicher bei ihrer Testung als Rationale hervorzugehen, zumal sie später auch an der Cremonte Universität studieren will, die jedoch den Ratios vorbehalten ist. Während der Testverfahren keimen jedoch erste Zweifel in Skye auf und sie ist sich selbst nicht mehr sicher, ob sie ihrer eigenen Einschätzung und auch den Gläsernen Nationen noch trauen kann.

Lina Frisch hat mich mit ihrem Debüt gleichermaßen überrascht wie überzeugt. Die Autorin greift Themen auf, die erschreckend und nicht weit hergeholt sind. In vielen Bereichen des täglichen Lebens befinden wir uns jetzt schon in einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Lina Frisch geht noch einen Schritt weiter drückt jedem Menschen im wahrsten Sinne des Wortes einen Stempel auf. Alle Ratios bekommen ein "R", alle Sensos ein "S" am Handgelenk tätowiert, damit für alle ersichtlich welcher Klasse man angehört; an welchem Ende der Gesellschaftspyramide man steht.
Auch das Thema der Geschlechterrollen wird aufgegriffen. Frauen mussten sich ihre Rechte in der Geschichte hart erkämpfen. Was wäre, wenn ihnen alle erkämpften Rechte plötzlich wieder aberkannt werden würden? Ist die Rolle der Frau in einer perfekten Welt wirklich am Herd? Gefährden Frauen durch ihr emotionales Denken die Menschheit?
Ich finde die Theorien, die in diesem Buch angesprochen werden wahnsinnig interessant.

Die Charaktere, die sich mit den ganzen Themen befassen müssen, machen auf mich einen sehr glaubhaften Eindruck. Vorallem bei Skye sieht man eine enorme Entwicklung in ihrer Denkweise und ihrem Verhalten. Andere Charaktere, wie beispielsweise Elisas und Collin, haben mich auch sehr überrascht. Auch diese zwei machen Veränderungen durch und das nicht nur zum Positiven. Insgesamt fand ich die Figuren alle sehr gut ausgearbeitet.

Den Schreibstil von Lina Frisch würde ich als genretypisch bezeichnen. Der Roman hat einen sehr jugendlichen und frischen Stil, der sich leicht lesen lässt. Natürlich werden auch manche Begriffe eingeführt, bei denen nicht gleich klar ist, was damit gemeint ist. Es wird aber irgendwann alles erklärt, sodass der Lesespaß in keinster Weise getrübt wird.

Mich hat das Erstlingswerk von Lina Frisch voll und ganz überzeugt und nach diesem Ende möchte ich natürlich unbedingt wissen wohin es Skye & Co. als nächstes verschlägt.