Gelungener Auftakt!

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„Falling Skye – Kannst du deinem Verstand trauen?“ ist der Debütroman von Lina Frisch und ich bin jetzt schon sehr gespannt, was sich die junge Autorin für uns im zweiten Teil der Reihe ausdenken wird. Wer realistische Dystopien mit jugendlichen Charakteren und einer angespannten Atmosphäre mag, sollte unbedingt weiterlesen.

Nach einer katastrophalen Fehlentscheidung hat sich in den Vereinigten Staaten von Amerika viel geändert. Die Kristallisierung hat begonnen und so sind die USA zu den „Gläsernen Nationen“ geworden. Hier werden die Menschen nun in zwei verschiedene Traits unterteilt. Es gibt die Emotionalen und die Rationalen. Diese Klassifizierung soll als Schutz vor weiteren Fehlentscheidungen dienen. Emotionale dürfen fortan nur gewisse Berufsfelder ergreifen, die beispielsweise im Sozialwesen liegen. Ärzte, Anwälte und Politiker sind nur noch für Rationale ergreifbare Berufe. Selbst bereits praktizierende Ärzte, bei denen festgestellt wird, dass sie emotional sind, müssen ihren Beruf aufgeben. Hierfür wurde sogar eine eigene Art Arbeitslosengeld geschaffen, das sich E-Care nennt. Die Regierung der Gläsernen Nationen macht den Menschen glaubhaft deutlich, dass es nur durch die Unterscheidung in Traits möglich sei, die Stärken und Schwächen eines jeden Bürgers für das Gemeinwohl zu nutzen. Mit 18 Jahren erfolgt die Testung der Jugendlichen und somit auch die Bestimmung über ihr weiteres Leben. Doch plötzlich werden auch alle 16-Jährigen zur Testung einberufen. Mitten unter ihnen Skye, die sich nichts sehnlicher wünscht als mit ihrem besten Freund Elias an der Cremonte Universität zu studieren - eine Universität, die nur für Rationale zugelassen ist. Sie ist vor der vorgezogenen Testung besonders aufgeregt. Will sie doch ihren Vater, der bei der Regierung arbeitet, auf keinen Fall enttäuschen und als Rationale eingestuft werden. Immerhin ist ihr Vater auch der einzige Elternteil, der ihr geblieben ist. Ihre Mutter hat die Familie vor vier Jahren ohne ein Wort des Abschieds verlassen und kam nicht mehr zurück.

Mehr zum Inhalt, möchte ich erst einmal nicht verraten, denn schon befindet man sich als Leser/in mitten in diesem dystopischen Roman und begleitet Skye auf ihrem Weg zum Athene-Zentrum, in dem die Testung stattfinden wird. Trotz der angespannten Stimmung Skyes kommt man sich vor als säße man im Zug auf dem Weg nach Hogwarts und wird gleich unter den sprechenden Hut gesetzt. Ich war sofort Feuer und Flamme und auf den Fortgang der Geschichte, auf das Athene-Zentrum und auf die Tests gespannt.

Ein mysteriöser Unbekannter, der den Auftrag hat, Skye auf jeden Fall zum rationalen Trait zu verhelfen, bringt ebenfalls direkt zu Beginn Spannung in die Ereignisse. Er schafft es sich als Testleiter Alexander auszugeben und gibt sich fortan größte Mühe Skye´s emotionale Fehltritte zu vertuschen. Man erfährt nicht viel über ihn und seine Beweggründe und doch war er mir von Anfang an sympathisch. Zum Großteil erlebt man die Geschichte aus Sicht von Skye, es gibt jedoch auch immer kurze Einblicke aus der Sicht des Unbekannten. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir dabei sehr gut, er passte hervorragend zum Buch und transportierte die Gefühle der Charaktere jederzeit.

Im Athene-Zentrum angekommen, häufen sich direkt Neuerungen und Ungereimtheiten, die Skye, einige andere Expektanten und Alexander verunsichern. Wieso wurde der Ablauf der Testung verändert? Wieso gibt es plötzlich ein Ranking? Die immer wieder neu auftauchenden Fragen ließen mich neugierig weiterlesen.

Besonders gut gefiel mir an diesem Roman, wie die dystopische Welt der Gläsernen Nationen beschrieben und gestaltet wurde. Es waren viele Kleinigkeiten, die dazu führten, dass ich mir die Umgebung sehr gut vorstellen konnte. Für mich ist die richtige Atmosphäre beim Lesen immer einer der wichtigsten Punkte und bei „Falling Skye“ stimmt sie zu jeder Zeit! Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Charaktere und ihre Authenizität. Die Figuren fand ich interessant gestaltet. Neben Alexander gefiel mir Luce am besten. Sie wirkte sehr authentisch und selbstbewusst. Skye hat mich hin und wieder etwas angestrengt, weil sie manchmal etwas naiv handelte. Für mich ist das jedoch kein Kritikpunkt – Teenies dürfen sich in Büchern wie Teenies benehmen. Dass mich dieses Verhalten irgendwann etwas strapaziert, passiert mir aber in Jugendbüchern (und in der Realtiät) öfter. Ich werde halt alt. ;-)

Der Plot brachte immer wieder kleine Wendungen oder auch Schockmomente hervor, die mich überrascht haben und zum zügigen Weiterlesen animierten. Ganz besonders spannend und wendungsreich empfand ich die letzten 100 Seiten. Auch das Ende gefiel mir ausgesprochen gut und macht unheimlich neugierig auf die Fortsetzung.

Ein kleiner Kritikpunkt hat sich aber beim Lesen doch eingeschlichen. Ich fand es etwas unglaubwürdig, dass es dem mysteriösen Unbekannten so einfach gelungen ist, sich als Testleiter in das Athene-Zentrum zu schmuggeln, wo doch die Testungen großer Geheimhaltung unterliegen. Es muss doch Fotos des richtigen Testleiters gegeben haben oder Vorstellungsgespräche? Auch dass der falsche Alexander es regelmäßig schafft, Systemdaten zu löschen oder –abstürze herbeizuführen um Skye zu helfen oder unbeobachtet mit ihr sprechen zu können, bemerkt niemand. Das kann ich mir beim Stand der Technik einfach nicht vorstellen.

Insgesamt handelt es sich bei „Falling Skye“ jedoch um einen gelungenen dystopischen Roman, der mich wirklich fesseln konnte. Es ist für jeden etwas dabei – Science Fiction, Action, Drama, Emotion! Ein tolles Debüt! Für Fans des Genre absolut eine Investition wert.