Ratio & Senso VS Mann & Frau

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In ‚Falling Skye‘ begleiten wir die 16-jährige Skye, die in den Gläsernen Nationen (frühere USA) aufgewachsen ist. Diese Nationen unterteilen die Bevölkerung in rational und emotional denkende Menschen, um ihnen so ein erfülltes Leben zu gewähren, und ganz wichtig: Fehler zu vermeiden. Mit 18 Jahren soll eine Testung über die Einteilung entscheiden, doch das Verfahren ändert sich, sodass Skype zwei Jahre früher mit ihrem gesamten Jahrgang zur Testung einberufen wird. Sie ist sich sicher, eine Rationale zu sein und wird in ihrem Bestreben die Markierung eines ‚R‘ am Ende der Testung auf ihrem Handgelenk zu tragen, von allen Seiten bestärkt. Das Problem ist nur, Skype erwischt sich immer wieder dabei, dass sie emotionalen Handlungen nachgibt. Wird sie am Ende mit einem R in die Erwachsenenwelt entlassen oder doch mit einem E, das entgegen der Behauptung der Regierung viel weniger wert zu seinen scheint?

Die Geschichte wird in einem sehr flüssigen Stil aus der ersten Person erzählt. Dabei tauchen wir nicht nur in Skyes Kopf ein, sondern Szenenweise auch noch in einen weiteren. Dadurch erfahren wir als Leser mehr als Skye selbst. Ich verstehe den Grund dafür, meiner Meinung nach hätte es die zweite Sicht nicht gebraucht und wäre ohne für mich sogar spannender gewesen, denn dann hätte ich mit Skye komplett mitfühlen können. Denn in Skye kann man sich sehr gut hineinversetzen. Ihre Gedankengänge sind schlüssig und anders als zwischenzeitlich befürchtet, nicht naiv. Sie ist in ihrer Meinung nicht festgefahren, wodurch sie eine tolle Entwicklung macht.
Die anderen Charaktere haben mir in der Summe auch sehr gut gefallen, wobei ich bei einigen die Beweggründe nicht richtig nachvollziehen konnte. Ich hoffe, das klärt sich im Folgeband, bzw. wird kristallklar.

Die Umsetzung der Gläsernen Nation, der Testung und die Einteilung in ratio und senso haben mir sehr gut gefallen. Erschreckend ist, dass ich mir immer wieder gedacht habe, dass so ein Szenario bei uns durchaus vorkommen könnte – und vielleicht in dem einen oder anderen Kopf bewusst oder unbewusst schon stattfindet. Klassischerweise wird die Menschheit wieder in Gruppen eingeteilt, in schwarz und weiß. Graustufen gibt es nicht und wenn es sie gibt, dann nicht für sehr lange.
Der Großteil der Geschichte findet während der Testung statt. Obwohl ich schon viele Dystopien gelesen habe, waren hier für mich neue und interessante Ideen dabei und ich weiß selbst nicht genau warum, doch leider hatte ich das Gefühl, dass sich dieser Teil ein wenig zog.
Es gibt mehr oder weniger zwei Liebesbeziehung in diesem Buch, die eine war für mich nachvollziehbar, die andere nicht. Ich habe sie nicht wirklich kommen sehen und deshalb war sie für mich eher vergleichbar mit ‚Liebe auf den ersten Blick‘, als mit einer aufbauenden Beziehung, die man durchaus hätte deutlicher unterbringen konnte.
Nach dem längeren Mittelteil konnte das Ende für mich einiges aus der Story rausholen. Denn bei der ganzen Testung geht es nicht nur darum, die Menschen in ratio und senso zu unterteilen, sondern auch die Unterschiede der Geschlechter herauszuarbeiten und für die gläserne Nation gibt es ganz klar nur eine Antwort: es gibt keine Graustufen. Ohne den neuen Aspekt hätte ich mich auf Band 2 bereits gefreut, so könnte ich mir vorstellen, dass das neu aufgegriffene Thema aufgearbeitet wird und es ggf. eine zweite Testung gibt.

Zum Schluss: das Cover sieht nicht nur schick aus, es spiegelt super die Geschichte wider und der Kauf des Buches ist es definitiv wert, denn die Glanzeffekte entgehen einem auf dem ebook-Reader dann doch 😉. Im Buch gefiel mir ebenfalls – und trug gut zur Stimmung bei, dass die Abschnitte durch kleine Kristalle unterteilt wurden. Eine super Umschlag- und Innenlebengestaltung, was einem ein kleines, jedoch durchaus nennenswertes, erhöhtes Lesevergnügen beschert.
Von mir gibt es trotz der kleinen Anmerkungen eine klare Leseempfehlung für alle Dystopie-Fans, die Auswahl oder Testverfahren lieben und auch ohne große Liebesgeschichte auskommen.