Ich bin einfach ein wenig gespalten, was das umgesetzte Potential umgeht, aber die Geschichte ist nicht schlecht

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nora4 Avatar

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Ich habe schon positive Erfahrungen mit den Büchern der Autorin gemacht und das Buch konnte mich deshalb sowieso gleich ansprechen. Auch die Kombination aus zwei Dingen, die ich immer gerne in Büchern sehe, Academy und Elementmagie, ist etwas, was mir sehr gut gefällt.

Der Start kann dann auch sofort packen und man kommt danach auch wirklich zügig durch die Seiten und kann der Geschichte gut folgen, was es auch zur perfekten Lektüre macht, um abzuschalten.

Dennoch muss man auch sagen, storylinemässig ist eigentlich gar nicht so viel da und das ist das, was mich wohl am meisten am Buch gestört hat. Man kommt zwar wirklich fliessend durch die Geschichte, womit man am Buch dranbleibt, aber eigentlich zeigt es hauptsächlich Alltagsszenen (gestohlene Plakate, Zickenkrieg, das Problem um Miller, etc.). Zwar merkt man, dass sich da auch etwas zuzuspitzen scheint, weil es doch auch ungeklärte magische Probleme gibt, aber der Fokus auf dem eigentlich fantastischen Aspekt dieser Schule ist kaum da.

Ein Beispiel dafür: Die Elementarklassen. Es ist teilweise verständlich, dass sie freiwillig sind, weil doch nicht jeder Schüler dort auch magisch begabt ist (ein interessantes Konzept übrigens, von welchem ich gerne mehr sehen würde), aber der Sinn der Schule ist ja eigentlich, die Schüler so auszubilden, dass sie danach auch normal durch die Welt gehen können, ohne dass man direkt den nächsten Tsunami oder so fürchten muss. Bis Feather, die momentan wohl ohne Probleme eine Stadt zerstören kann, wenn es darauf ankommt, aber endlich einmal diesen Unterricht besucht, der ja eigentlich so wichtig für sie ist, ist die Hälfte des Buches durch. Man lernt somit kaum irgendetwas über diese besonderen Fähigkeiten, den Hintergründen für diese Ausbrüche oder den Nutzen der Elemente. Ein Nachsitzen, dass dazu führt, dass man diese wichtigen Lektionen verpasst, sehe ich an einer solchen Schule als ziemlich kontraproduktiv, insbesondere wenn es schon zu knappen Todesfällen gekommen ist, wenn die Elemente nicht unter Kontrolle sind.

Die Elemente und ihre Gefahr werden somit ziemlich heruntergehandelt, was sehr schade ist. Dadurch werden auch die Zwischenfälle mit plötzlichen Feuerausbrüchen irgendwie einfach mal nebenbei erwähnt. Ich finde es an sich nicht schlimm, wenn eben mehr Fokus auf Alltäglichem liegt (und die Gefahr vielleicht nur lauernd heraufkommt), es passt wohl auch in ein Buch für jüngere Leser und wie gesagt, bin ich auch so noch immer durch die Seiten geflogen, aber diese eigentlich lauernde Gefahr einer solchen Schule und solch unkontrollierten Kräften, sowie die fehlenden Informationen darüber, die dafür sorgen, dass man kaum noch etwas vom Fantasyanteil und den möglichen Konflikten dazu bekommt.

Mir ist klar, dass man bei Büchern für Jüngere nicht gerade Riesenkatastrophen mit sogar möglichen Toten einbauen möchte (obwohl es ja auch solche gibt), aber ich mag es auch nicht, wenn ein grosses Potential so heruntergespielt wird, dass es kaum mehr relevant ist und man sich eigentlich fragt, warum es diese Schule überhaupt braucht, wenn diese ach so unkontrollierbaren Elemente ja gar nicht so ein Problem sind, und die Klassen dafür ja nicht einmal obligatorisch sind, für die, die auch Kräfte haben.

Ich sehe eigentlich ein tolles Buch, dass auch wirklich klasse für jüngere Leser ist und welches auch wirklich toll zu lesen ist, aber irgendwie komme ich hier nicht darüber hinweg, was für ein unglaublich tolles Potential hier verfehlt wurde, weil es doch auch immer wieder angedeutet wurde. Ich versuche so gut es geht, auch objektiv zu sein, was die Altersklasse angeht, aber hier hat es mich auch wirklich ein wenig gestört. Ich frage mich hier echt, ob es nicht von Vorteil gewesen wäre, das Zielpublikum beim Schreiben hochzusetzen, um dann auch wirklich diese Gefahren besser auszubauen. Szenen, wie Roses Erzählung über die Welle im Pool und dem Anfang mit dem Tornado mitten in der Stadt, deuten darauf hin, dass eigentlich bewusst ist, wie unglaublich gefährlich die Kräfte sind und für was für Konflikte sie im Buch auch gesorgt hätten, aber dennoch werden sie danach mal einfach gebraucht, um Feather die Haare abzufackeln, als sei es nichts und eben nur ein kleiner Streich von Seiten der Schulzicke aus. Das geht für mich nicht auf.

Man sieht glaube ich, wie gespalten ich bin. Ich habe am Buch eigentlich nicht viel auszusetzen und es hat auch alles gepasst, aber dieses lauernde Gefühl, dass nicht das gesamte Potential auch wirklich genutzt wurde konnte ich nie ganz abschütteln. Man muss sich wohl ein eigenes Bild davon machen. Mir hat es an sich gut gefallen, auch wenn ich hier mehr kritisiert, als gelobt habe und ich bin sicherlich eindeutig gespannt, wie dieses ganze Konzept in den zweiten Band übernommen wird, aber für volle fünf Sterne reicht es bei mir so einfach nicht. Vier Sterne deshalb für das Buch.