ganz viel Spaß beim Garteln mit der Online Omi

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elke seifried Avatar

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Schon mit einigen Bänden hat mich Renate Bergmann aufs allerbeste unterhalten und auch "Fertig ist die Laube" macht da keine Ausnahme. Ich habe mich einmal wieder, leider viel zu schnell, durch die Seiten geschmunzelt.

»Ich habe ihm versprochen«, fuhr mein Trudchen drucksend fort, »dass ich … also, dass wir … komm, Renate, das bisschen Gießen! Du hilfst mir doch?«. Klar, dass Renate Bergmann ihre Freundin Gertrud nicht hängen lässt, wenn diese ihrem Lebensgefährte Gunther versprochen hat, in dessen Schrebergarten nach dem Rechten zu sehen und zu gießen, während er sich die Bandscheibe operieren lassen und anschließend auf Reha muss. Wirklich begeistert ist die Onlineomi zwar nicht von der Zusatzarbeit, denn, „Ich bin nun ml nicht mehr die Jüngste, so manchen Tag spüre ich das in den Knochen. Deshalb stellte ich gleich klar: »Jawoll, Gertrud, meine Gute, du kannst auf mich zählen. Aber nicht mehr als zwei Stunden am Tag!« und darum darf man sich in diesem Band mit ihr auf den Weg zur Laubenkolonie Abendfrieden manchen.

Wie immer berichtet Renate Bergmann von ihren Erlebnissen, aufgepeppt mit einigen anderen Anekdoten und Kommentaren. So erfährt man als Leser u.a. so einiges über die Marotten der anderen Laubenpieper und die Regeln in einer solchen Laubenkolonie, erhält zahlreiche, wirklich tolle Gärtnertipps, wie z. B. warum man die erste Paprikablüte abknipsen soll, wie man einen Komposthaufen anlegen muss, oder auch warum Toilettenpapier im Beet durchaus einen berechtigten Sinn machen kann und nicht davon zeugen muss, dass dieses zum stillen Örtchen umfunktioniert worden ist. Zudem erfährt man auch sonst einigen interessanten botanischen Schnickschnack, wie z.B. dass 4711 aus Lavendel gemacht wird und welche Blumenfarbe bei Rosen oder Nelken für welche Botschaft steht. Klar wird man auch Zeuge, wie die beiden Damen Gunthers beide Parzellen völlig umkrempeln und darf gespannt sein, wie der das findet, wenn er zurück kommt von seiner Reha, auf die man auch einen kurzen Blick werfen darf. Obendrauf gilt es natürlich auch mit der Ernteschwemme klarzukommen und man muss sich mit dem Platzwart arrangieren, der mit Meterstab alles ganz genau nimmt und die Regeln auch mit einer Drohne kontrolliert.

„Wenn man erst mal ins Erzählen gerät, kommt man vom Höckchen aufs Stöckchen.“ Die Erlebnisse beim Garteln sind allesamt spaßig und vor allem auch witzig präsentiert. mindestens genauso, wenn nicht sogar noch mehr liebe ich aber eigentlich ihre Ausschweifungen, die ihr beim Erzählen der Erlebnisse dazwischen kommen und dabei oft auch aktuelle Themen ein wenig durch den Kakao ziehen, bzw. auf den Punkt bringen, was im Argen liegt. Da heißt es schon mal „Bei uns bei Edeka zum Beispiel kosten die Äpfel, die aus Argentinien hergeschafft werden mit dem Dampfer, weniger als dir vom Bauern um die Ecke. Was da an welcher Stelle nicht stimmt, will ich gar nicht ergründen, auf jeden Fall bleibt mir der billige Apfel im Halse stecken wie dem Schneewittchen, und ich kaufe den nicht.“, „…kocht Ilse Tomatenmark daraus und weckt es ein. Das schmeckt ja auch zu allem und ist viel gesünder als gekaufter Kepschup, wo man sich immer fragt, wie die es schaffen, ein Kilo Zucker in so ein kleines Fläschchen zu kriegen.“, oder es wird moniert, dass die Kids von heute mit lauter Fertiggerichten gar nicht mehr wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen. Auch die Tatsache, dass Lehrer allerorts fehlen und daher leider unzählige unausgebildete Quereinsteiger auf unsere Kinder losgelassen werden, wird so z.B. mit „Lehrer kann heute ja jeder werden kann, es reicht, wenn man sich alleine die Schuhe binden kann. Und noch nicht einschlägig eingesessen hat.“, kommentiert. Wie immer klasse sind natürlich auch ihre Ausführungen zu Tochter Kirsten, die dieses Mal zwar Mondtipps für den Garten auf Lager hat, aber keine große Bühne bekommt.

Der witzig, spritzige Schreibstil bereitet einfach unheimlich viel Vergnügen beim Lesen. Ich bin mit einem Dauergrinsen, das nur gelegentlich durch lautes Lachen unterbrochen wurde, durch die Seiten geflogen. Stets schmunzeln lassen haben mich nicht nur eine Fülle an witzigen Szenen, sondern auch die herrlichen Vergleiche und Beschreibungen. „Ich traute mich auch nicht, Gertrud zu fragen, ob der olle Sturkopp wohl wenigstens saubere Unterhosen anhatte. Ich ahnte die Antwort und wollte sie lieber nicht hören.“, „Ich habe keine böse Zunge und würde nie behaupten, dass sie nicht kochen kann, aber Norbert ist der einzige Hund in ganz Spandau, der bei Tisch nicht bettelt.“ oder auch. „Die Frau Bratfisch traute sich gar nicht mehr im Bikini auf die Liege weil sie sich beobachtet vorkam. Nur Elisabeth, wissen Se, die alt gewordene Aktivistin ohne Büstenhalter, das Dalmatinerfrauchen, die winkte immer in die Kamera und machte sich obenrum frei. Da heulte die Drohne nur kurz in der Luft und verschwand alsdann.“, sind nur drei Beispiele für die pointierten Formulierungen, die sich hier aneinanderreihen.

Alles in allem wieder ein herrliches Lesevergnügen, das allerbestes Lachmuskeltraining bietet und seine fünf Sterne verdient.