Nicht schlecht, aber eher was für Fans

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
sleepwalker1303 Avatar

Von

„Na, sind wir mal ehrlich, Renate: So ein Beet ist auch nichts anderes als ein Grab. Ob Eisbegonien oder Kohlrabi – darauf kommt es nun nicht an. Und Gräber beackerst du ja auch!“ – und ehe sich Renate Bergmann versieht, hat ihre Freundin Gertrud sie überredet, sich gemeinsam um den Kleingarten ihres Lebensgefährten Gunther zu kümmern, solange der wegen seiner Bandscheiben-OP und der anschließenden Reha außer Gefecht ist. Und schon sind die beiden rüstigen Damen mitten in der Kleingartenparzelle und der Leser mitten in der Geschichte. „Und fertig ist die Laube“ heißt zwar das Buch von Torsten Rohde, dem Autor hinter der Online-Oma Renate Bergmann, aber bis die Laube fertig ist, dauert es eine ganze Weile. Und eigentlich ist so ein Garten ja auch niemals fertig.

Denn natürlich ist es mit alle zwei Tage Gießen nicht getan, denn der Garten stellt sich als vollkommen verwildertes Fleckchen Erde heraus. Und dann ist da noch der neue Verwalter der Anlage Günther Habicht, der den Garten am liebsten so schnell wie möglich an jemand anderen verpachten würde und den beiden Damen ordentlich Druck macht. So ist es für Renate, Gertrud und ihre Helfer ein Wettrennen mit Harke, Rosenschere und Gießkanne gegen die Zeit und gegen den pedantischen Verwalter, den Renate schon von ihrem Campingausflug kennt. Und auch andere alte Bekannte trifft man als Leser:in in der Laube wieder, beispielsweise Renates esoterisch angehauchte Tochter Kirsten und ihre Freunde Kurt und Ilse Gläser.

„Letztes Frühjahr sind meine Freundin Gertrud und ich unter die Laubenpieper gegangen. Nicht ganz freiwillig zunächst, aber es wurden dann wunderschöne Wochen.“, resümiert Renate die Zeit in der Laube. Wunderschön fand ich das Buch zwar nicht, aber durchaus unterhaltsam. Und ich, der ich mit dem schwarzen Daumen des Pflanzentodes „gesegnet“ bin, konnte einiges dazulernen. Zwar ist es mir nach wie vor egal, ob man Unkraut bei Neu- oder Vollmond jätet, wann man denn nun Salat am besten pflanzt und dass Gießen und Rasensprengen nur an den Tagen nötig sei, an denen Krebs oder Fische auf dem Kalender von Renates Tochter Kirsten in dem linken kleinen Kästchen stehen, aber das eine oder andere konnte ich doch mitnehmen. Zum Beispiel wie man Kompost ansetzt und dass Stare die Musik der Flippers nicht mögen und Maulwürfe „beim Herrn Gabalier Reißaus nehmen“. Und dass das Rätsel um die Zucchinischwemme wohl auf ewig ungelöst bleiben wird.

Sprachlich ist das Buch so, wie man es von den anderen Renate-Bergmann-Büchern gewöhnt ist. Sie berlinert vor sich hin, schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist und kommt von „Höckchen aufs Stöckchen“. Ich fand es launig, unterhaltsam und manchmal sogar informativ, aber in diesem Band fehlten mir die wirklich richtig lustigen Passagen. Stellenweise war selbst mir das Buch zu zynisch (und das will etwas heißen!). Da hätte ich nach den Vorgängerbänden etwas mehr erwartet, aber zwischen „Internetz“ und „Fässbook“ hat sich nach 14 Bänden auch die beste Idee vielleicht nach und nach doch totgelaufen und der Charme wird etwas schal.

So bleibt das Buch für mich unterhaltsam, mäßig spaßig und alles in allen eher etwas für Fans. Daher vergebe ich drei Sterne.