Nie mehr vor Publikum spielen

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heike lohr Avatar

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Grace kann wunderbar Cello spielen, nur nicht vor Publikum, weil sie aus der Musikhochschule geflogen ist. Sie hat einen Geliebten in Paris, der im Sommer eine schwanger Frau von den Gleisen der Metro rettet. So weit, so spannend und so packend ist dieser Rahmen einer elektrisierenden Geschichte. Grace will David, Nadja entdeckt, als Grace wieder daheim ist, ihr Spieltalent. Sie hat nämlich zu lange Cello gespielt, weil sie Angst vor der Zukunft hat. Sie ist zwar Davids Geliebte, dieser ist allerdings verheiratet. Und seine Rettungsaktion ist auf dem Überwachungsvideo zu sehen. Also ist er nun, um das alles zu vertuschen, mit seiner Familie nach Spanien gefahren. Kurzum, die Personen sind pris sur le vif, also aus dem Leben gegriffen, schillernd und individuell. Die Ich-Erzählerin ist die Cellistin, die Andeutungen und Verweise auf die Zukunft vieldeutig und mehrschichtig. So sehr ich der armen Ich-Erzählerin glauben will, dass sie und David eine gemeinsame Zukunft habe, denke ich mir doch das Gegenteil. Zudem habe ich den Verdacht, dass er eine Scheidung noch nie ernstlich in Erwägung gezogen. Die Liebe zur Geliebten ist sehr groß, doch das Sichere der Ehe ist sicherlich bequem. Mal sehen, wohin die Musik alle triebt, hoffentlich nicht in "la follia", den Wahnsinn.