Packendes Familienschicksal in der Nachkriegszeit

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Die Geschwister Helga und Jürgen haben nach dem Krieg Schreckliches durchgemacht. Von den Eltern fehlte lange Zeit jede Spur, und so lebten die Kinder einige Jahre in Frankreich. Nun endlich sind sie wieder mit dem Vater vereint, der aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt ist. Er baut sich mit einem kleinen Kiosk, mit seinem „Büdchen“ eine Existenz auf, und sie leben im Elternhaus ihrer Mutter, von der jedoch nach wie vor jede Spur fehlt. Das Haus ist renovierungsbedürftig, und hier führt die Tante Regie. Sie hat so gar nichts Herzliches an sich und anscheinend so gar keine Ähnlichkeit mit ihrer verschollenen Schwester. Der Vater entschuldigt vieles damit, dass man nicht weiß, was die Ärmste alles durchgemacht hat und so geworden ist.
Jürgen findet einen Arbeitsplatz bei Ford, während der Vater Helga auf einer Haushaltungsschule anmeldet, wo sie sich auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten soll. Auf ihren sehnlichsten Wunsch ein Gymnasium besuchen zu dürfen, geht der Vater nicht ein. Von solchen Hirngespinsten will er nichts wissen. Während eines Praktikums in Waisenhaus stellt Helga entsetzt fest, wie schlecht die Kinder dort behandelt werden. Vor allem die kleine Bärbel, ein farbiges „Besatzerkind“ hat einen schweren Stand und wird regelrecht misshandelt. Helga setzt sich nach Kräften für die Kleine ein, kann aber in ihrer Eigenschaft als Praktikantin viele Attacken auf das Kind nicht verhindern.
Rund um die Familie gibt es noch einige weitere Personen, die zur Hausgemeinschaft gehören. Da wäre zum Beispiel die liebenswerte Fanny, die unten im Haus wohnt und den Vater unterstützt, indem sie Kaffee für seinen Kiosk kocht. Wie sich mit der Zeit herausstellt, will sie sich ihren großen Traum verwirklichen und eine Milchbar eröffnen. Dann sind da auch noch der junge Konradin und seine Großmutter, Flüchtlinge, die von den Behörden im Haus einquartiert wurden und laut Tante Meta mit dem zugigen Speicher vorlieb nehmen müssen. Jeder von ihnen hat ein Geheimnis, was das Zusammenleben und das Verständnis füreinander nicht einfacher macht. Wie leider so oft, ist auch hier an vielen Problemen, die sich im Lauf der Zeit ergeben, mangelnde Kommunikation schuld.
Es ist wirklich erschreckend, wenn man hier liest, wie lange sich auch die Zeit nach dem Krieg noch sehr schwierig gestaltete. Besonders entsetzt war ich über die Zustände im Heim. Hier hat die Autorin aber sehr ausführlich recherchiert, und vieles was sie anspricht, beruht auf wahren Begebenheiten. Der damalige Zeitgeist ist insgesamt gut dargestellt, und ich fand den Roman sehr beeindruckend. Nur ab und zu hatte ich so meine Probleme mit den Zufällen, die doch recht gehäuft vorkommen und für mich nicht immer ganz glaubwürdig waren. Nach „Trümmermädchen“ ist dies bereits der zweite Roman der Autorin, der in Köln spielt, und die beiden Bände sind zwar eigenständig lesbar, aber ein paar der Charaktere aus dem ersten Band werden hier wieder erwähnt, so dass man einen Zusammenhang erkennen kann, auch wenn man „Trümmermädchen“ nicht gelesen hat.