Sehr bewegender Nachkriegsroman !

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Allein aufgrund des Covers hätte ich das Buch nicht gekauft; abgesehen davon, dass es offenbar nur noch diese Art der Deckblattgestaltung mit Rückenansichten von Personen gibt, suggeriert es für mich eher eine heile Welt, von der in dem Buch jedoch wenig zu spüren und zu lesen ist. Die Leseprobe hat mich jedoch neugierig gemacht und ich bin nicht enttäuscht worden.
Das Buch setzt sich mit dem Nachkriegsschicksal einer Familie in Köln auseinander, wobei die einzelnen Familienmitglieder mit dem Folgen des Krieges und den Erlebnissen während der Kriegszeit zu kämpfen haben, die den Aufbruch in eine neue Zeit überschatten. Hauptakteurin des Buches ist die 15- jährige Helga, die im Jahre 1955 gemeinsam mit ihrem Bruder wieder mit dem bis dato vermissten Vater im Nachkriegsköln zusammentrifft und der Versuch unternommen wird, wieder zu einer Familie zusammenzuwachsen. Was positiv beginnt, wird überschattet von unterschiedlichen Erwartungen der Heranwachsenden und des Vaters sowie der unnahbaren Tante. Helga muss ihren Wunsch nach Schulbildung zurückstellen und sich den Berufsvorstellungen des Vaters- geprägt durch das Rollenbild der Frau in den 50er Jahren- beugen. Das Hadern Helgas mit dieser Situation und ihren enttäuschten Hoffnungen wird eindringlich und sehr sensibel von der Autorin geschildert, man hofft, dass Helga einen Ausweg aus dieser prekären Lage findet. Während eines Praktikums in einem Waisenhaus wird sie zudem mit den dortigen Missständen und zugleich mit ihrer eigenen Machtlosigkeit konfrontiert. Mit eiserner Willenskraft versucht sie, ihre Vorstellungen vom Leben umzusetzen, wobei die Moralvorstellungen der damaligen Zeit und die Schatten der Vergangenheit ihr zusätzliche Steine in den Weg legen. Die Autorin hat nicht nur Helga als Hauptfigur, sondern auch die Nebenfiguren äußerst überzeugend und feinfühlig beschrieben, so dass der gesamte Handlungsverlauf stimmig und überzeugend ist, wobei das Ende des Buches auch hätte anders gestaltet werden können, aber das mag jede(r) Leser:in für sich selbst beurteilen. Da auch die detaillierte Schilderung der wirtschaftlichen Aufbruchstimmung im Nachkriegsdeutschland wesentlich zur Authentizität des Romans beiträgt, kann man sich dem Sog des Buches nur schwer entziehen-jedenfalls mir ging es so! Ein trauriger und zugleich schöner Roman, mit der Botschaft, die Hoffnung niemals aufzugeben!