Zutiefst bewegend

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shilo Avatar

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Die 6jährige Helga und ihr 7jähriger Bruder Jürgen leben seit 10 Jahren bei Pflegeeltern in Frankreich. Ihre Eltern sind verschollen und die beiden können sich an die Zeit vor ihrer Aufnahme in der Familie nicht erinnern.
Weihnachten 1955 bekommen sie die Nachricht, dass ihr Vater lebt und sie in Köln erwartet. Kurz darauf reisen sie in ihre Heimat an den Rhein. Jürgen findet eine Arbeit bei den Ford-Werken und Helga hilft ihrem Vater in seinem neuerbauten Büdchen. Doch sie möchte das Gymnasium besuchen. Ihr Vater verwehrt ihr dieses und meldet sie statt dessen auf einer Haushaltungsschule an. Diese schließt ein Praktikum in einem Waisenhaus mit ein. Entsetzt und hilflos muss Helga mit ansehen, wie die Kinder dort behandelt werden. Vor allem ein Besatzerkind, dessen Vater ein Farbiger ist. Helga möchte dieses Kind beschützen, doch ihr sind die Hände gebunden.
Lily Bernstein hat die Zeit der Nachkriegsjahre sehr gut recherchiert. Das damalige Handeln, Denken und Fühlen der Menschen ist für uns heute kaum noch vorstellbar und sehr erschreckend. Die Protagonisten kommen sympathisch und authentisch auf den Leser herüber. Die aufwühlende und bewegende Handlung ließ mich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und führt lebendig durch diesen Roman.
Obwohl ich den ersten Teil „Trümmermädchen“ nicht gelesen habe, war ich sofort in der Geschichte drin.
Mein Fazit:
Ein hervorragend recherchierter Roman, fesselnd von Anfang an. 5 Sterne und ein ganz klare Leseempfehlung.