Zwiespalt

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nahadriel Avatar

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Es ist nicht ganz einfach, einen Eindruck zu diesem Buch abzugeben.

Die grundsätzliche Geschichte - die Retrospektive auf und Verarbeitung der traumatischen Ermordung von Libby Days Familie - , die zweigeteilte Struktur - die gegenwärtige Lage Libbys auf der einen und die damaligen Ereignisse aus Sicht Bens oder Pattys andererseits -  und auch die Entwicklung der Protagonistin von dem antriebslosen, allenfalls monetär motivierten Katastrophenkind zur selbständigen Erwachsenen mit dem Mut sich auch eigenen Irrtümern zu stellen bieten alle schon für sich genommen das Versprechen auf ein gutes Buch. Allerdings schafft Flynn es nicht, daraus ein wirklich gelungenes Potpourri zu erschaffen. Zu oft wiederholt sich die Sentenz "Er hatte meine Familie getötet" - allein die Streichung dieses Satzes hätte gefühlte 50 Seiten Umfang eingespart. Obwohl es sicher nur die Beharrung der traumatisierten Libby an der einzigen Gewissheit ihres Lebens betonen sollte, wirkt es irgendwann nur noch mechanisch. Jedoch liegt es sicher nicht nur daran, daß die Geschichte nicht in Schwung kommt. Die tatsächliche Entwicklung von Geschichte und Protagonistin entbehrt leider der Spannung und plätschert seicht dahin.

Der Schreibstil Flynns liest sich recht leicht und zugänglich. Die Chronologie wird trotz des geteilten Erzählstranges konsequent durchgehalten, was sicher auch nicht jedem Autor gelingt.

Insgesamt ist es wohl entscheidend, mit welcher Erwartung man an das Buch herantritt. Klappentext und Cover haben mich persönlich an einen spannenden Thriller denken lassen, gefunden habe ich allerdings ein dagegen vage empfundenes Drama; ich bin sicher, wenn man anderes erwartet, ist der Eindruck am Ende auch ein anderer. So jedoch bleibt "Finstere Orte" mir trotz guter Anlagen als seicht und belanglos in schwierig zu fassender Erinnerung.