Nervige Protagonistin

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avila Avatar

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Ruby ist eine Fireblood. Sie hat die Gabe Wärme und Feuer allein durch ihren Willen (teils durch Emotionen gelenkt) zu erzeugen. Um das Gleichgewicht zu erhalten, gibt es daneben die Frostbloods, die Kälte und Eis erstellen können. Da die Frostbloods an der Macht sind und sich über Jahre hinweg eine Feindschaft zu den Firebloods aufgebaut hat, bangt Ruby um ihr Leben seit ihre Gabe von den Frostkriegern aufgedeckt wurde...

Die Welt, die Blake erstellt hat, ist voller Gegensätze um das Gleichgewicht zu halten. Fire/Frost ist dabei ein kleiner Teil einer größeren Geschichte. Die ganze Idee gefällt mir sehr gut, vor allem da Blake eine komplexe Welt erstellt hat, mit verschiedenen Ländern, Gottheiten und Gegebenheiten. Auch zeigen diese Gegensätze keine in schwarz/weiß gezeichnete Welt auf à la Fire = gut; Frost = böse. Nein, die Frostbloods sind im Aufstand gegen ihren eigenen Frostkönig. So entsteht auch im Plot eine komplexe Geschichte. Leider wird dieses große Potenzial aber gar nicht ausgeschöpft. Zwar werden die Legenden und Sagen zu den magischen Geschöpfen erzählt, aber ansonsten wird die Welt nicht weiter gezeichnet. Es gibt Andeutungen von verschiedenen Ländern, die für die Vorgeschichte zwar relevant sind, aber worauf nicht weiter eingangen wird. Auch eher zufällig fiel mir auf, wie Ruby einen anderen Gott angebetet hatte als der Frostkönig. Sowas fand ich sehr schade. Auch wird die Geschichte in einem rasendem Tempo erzählt. Ein Grund wohl warum es keine Zeit gibt, um die Welt genauer zu skizzieren. Doch das schnelle Tempo bringt auch einen seltsamen Szenenwechsel nach dem anderen mit sich und sicherlich hätte man sich den einen oder anderen Wechsel sparen können, um den Leser mehr in das Setting zu bringen.

Hinzu kommt eine sprunghafte Protagonistin, Ruby. Dass Ruby nicht das angepasste Mädchen umgeben von ihren Feinden den Frostbloods ist, verständlich. Aber sie gibt sich so ruppig und kämpferisch, dass es nicht nur unverschämt ist, sondern für sie gar gefährlich wird. Sie handelt oft intuitiv, spricht ohne vorher nachzudenken und verletzt dadurch sich und andere Menschen in ihrer Umgebung, die sie eigentlich mag. Ihr Verhalten passt zu dem rasanten Tempo und es wird ruhiger und überlegter, sobald auch das Tempo der Geschichte gedrosselt wird. Leider passiert das erst im letzten Drittel der Geschichte und man muss sich erst durch diese Szenen kämpfen, bei denen man das Buch nicht in die Ecke pfeffert.

Wie in jedem Jugendfantasyroman gibt es natürlich einen Lovepart, der von Beginn an klar ist. Über eine solche offensichtliche Paarbildung kann ich auf jeden Fall hinwegsehen, vor allem weil der männliche Part sehr sympathisch ist. Kein klassischer Schönling, sondern ein junger Mann mit Brandnarben im Gesicht und in der Seele. Doch ist die Liebesgeschichte zwischen ihnen auch von Rubys forscher Art geprägt, die zwar ein wenig Spannung hineinbringt, aber teilweise auch nervig ist.

Das Buch liest sich so flüssig, wie man es von einem Jugendbuch erwartet. Doch leider musste ich hier gute Sterne abziehen, weil mich zum einen die Übersetzung stark genervt hat und zum anderen das Lektorat grausame Arbeit geleistet hat. Ich überlese gerne den einen oder anderen Tipp- oder Rechtschreibfehler, ohne es zu erwähnen. Aber in diesem Buch nimmt das wirklich ein Ausmaß an, dass ich mir das bis zum Rezensionsschreiben gemerkt habe. Auch habe ich bisher noch nie eine Übersetzung kritisiert, aber hier ist sie elemtar. Das Buch heißt "Fire & Frost", so gibt es folgerichtig: Firebloods und Frostbloods. Warum? Ich verstehe es nicht. Wir haben gängige deutsche Wörter dafür: Feuerblüter, Eisblüter; meinetwegen sogar Frostblüter. Eine Kleinigkeit? Vielleicht, aber da die Wörter ständig vorkommen, stört es für mich dann doch ein wenig den Lesefluss.

Die Aufmachung des Buches ist wundervoll: Das Cover sieht klasse aus, vor allem die Erhebungen der Schrift und der Glitzersteine im Haar. Genauso kann man sich, wenn man nicht weiter drüber nachdenken möchte, wundervoll unterhalten lassen. Aber viel mehr bringt das Buch leider nicht mit sich. Ich denke nicht, dass ich zu Teil 2 greifen werden. Dafür ist mir das Schicksal von Ruby & Co zu gleichgültig.