sehr skurril

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Fischtage ist nichts, was ich hätte kommen sehen können und ich weiß noch nicht ganz, wie ich diesen Roman einordnen soll. Ella ist eine Hauptprotagonistin, die ich so noch nie zuvor gelesen habe. Sie ist 16, stammt aus einer wohlhabenden, aber dysfunktionalen Künstlerfamilie und ist vor allem eins: wütend. Und zwar so sehr, dass sie häufig Wutausbrüche bekommt und Personen anschreit und beleidigt. Sie hat keine Freund:innen, das Verhältnis zu ihrer Schwester ist schlecht und lediglich mit ihrem jüngeren Bruder Luis kommt sie klar. Als der dann aber plötzlich verschwindet und es niemanden zu interessieren scheint, begibt sie sich gemeinsam mit dem sprechenden Fisch des alten Eckard auf die Suche nach Luis.

Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Während ich die ersten paar Kapitel sehr mochte (wirklich spannende Charakterstudien zu Ella und den Personen in ihrem Umfeld) und auch den Schreibstil an sich unfassbar gut und authentisch fand, wurde es ab dem Punkt, wo der sprechende Fisch auftauchte wirklich sehr skurril. Da Ellas Eltern sie absolut vernachlässigen und das Verschwinden ihres Bruders wahrscheinlich eines der schlimmsten Dinge ist, die passieren konnten, habe ich den sprechenden Fisch als Fantasieprodukt Ellas verstanden, der in dieser furchtbar schlimmen Situation zu ihrer Stütze und ihrem Begleiter wurde, um das durchzustehen.

Was mich sehr gestört hat: Es wurden so viele teils schwierige Themen aufgemacht, die nicht eingeordnet oder reflektiert wurden, wie z. B. die versuchte Vergewaltigung, die völlig aus dem Nichts kam und genauso schnell wieder abgehandelt war. Diese Szene hat in meinen Augen gar keinen Mehrwert für die Story geboten und wurde auch nicht weiter kommentiert, was ich etwas schwierig finde.

Auch das Ende konnte mich leider nicht überzeugen. Da ich aber nicht spoilern möchte, gehe ich nicht näher darauf ein; in Anbetracht der Entwicklungen war Ellas Charakter gegen Ende aber gar nicht mehr nachvollziehbar und von ihrer anfänglichen Wut war komischerweise kaum noch was zu spüren, obwohl es die Situation mehr als erfordert hätte.

Insgesamt zwar eine spannende Grundidee und einzigartige Charaktere, aber für mich war es vielleicht auch einfach das falsche Buch zum falschen Zeitpunkt.