Drachen lieben leicht gemacht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
medsidestories Avatar

Von

Inhalt:

Das Basgiath War College ist eine Art Todestrakt. Aufgeteilt in vier Quadranten (Heiler, Schriftgelehrte, Infanterie und Drachenreiter) wird dort die militärische Elite des Landes Navarre herangezogen. Es gibt nur zwei Wege, das College zu verlassen. Entweder man macht seinen Abschluss - oder man stirbt. Als Tochter einer ranghohen Generalin meldet sich Violet Sorrengail (un)freiwillig, um als Drachenreiterin ausgebildet zu werden - das ist der prestigeträchtigste, aber auch der tödlichste Quadrant. Violet ist klein und schwach, ihre körperlichen Voraussetzungen sind denkbar schlecht, um zu überleben oder gar von einem der gewaltigen Drachen als Reiterin erhält zu werden. Darüber hinaus befindet sich eine große Zielscheibe auf Violets Rücken. Nicht alle Drachenreiter sind gleich. Manche von ihnen sind die gezeichneten Kinder einer Gruppe, die vor Jahren einen Putschversuch in Navarre unternommen hat, und deren Eltern auf den Befehl von Violets Mutter hingerichtet wurden. Xaden Riorson, der Anführer von Violets Einheit, ist einer von ihnen und er ist auf Rache aus.

Meine Meinung: 4,5 Sterne!

Eigentlich lese ich schon seit ein paar Jahren nur noch wenig Fantasy, den Hype um "Fourth Wing" habe ich über Goodreads entdeckt. Selten ein Buch, das dort so hohe Wertungen erzielt. Und das zurecht. Der Polt vereint die besten Motive aus zahlreichen erfolgreichen Romanen, die dieses Genre in den letzten fünfzehn Jahren hervorgebracht hat. Es ist eine Art Hunger Games meets Divergent meets ACOTAR meets das Buch, dessen Name nicht genannt werden darf. Dabei sind viele dieser Ideen nicht direkt neu, aber die Art und Weise, wie sie erzählt werden, ist es dann doch. Nicht nur weil die Autorin scheinbar mühelos verschiedene Minderheiten repräsentiert und gleichzeitig eine Protagonistin geschaffen hat, deren Charakter nur wenig an ihre Fantasy-Vorgängerinnen erinnert. Violet Sorrengail ist intelligent und sanft, sie weiß und die Limits ihres Körpers, kämpft auf ihre Weise, zeigt, dass es unterschiedliche Arten gibt, auf die man kämpfen kann, und versucht doch immer das Beste aus ihrer Situation zu machen und as Beste aus sich herauszuholen.
Das Buch, vor allem die ersten zwei Drittel, sind unwahrscheinlich spannend. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so viele Seiten in so kurzer Zeit gelesen habe. Der Roman ist straff geplattet. Die Ereignisse überschlagen sich. Trotz der Seitenanzahl hält die Geschichte fast durchgehend einen straffen Spannungsbogen und ein hohes Tempo aufrecht. Das Highlight innerhalb der Handlung sind für mich die Drachen, die ihre ganz eigene Gesellschaft bilden und als eigene Persönlichkeiten so spannend und ansprechend dargestellt werden. Allein dafür verdient das Buch, dass ich ihm hier fünf Sterne gebe.

Trotzdem bin ich nicht zu 100% glücklich, nachdem ich das Buch beendet habe. Das liegt zum einen an der romantischen Beziehung, die sich zusichern Violet und Xaden entwickelt. Ich mag die Ausarbeitung des enemies to lovers trope, die Spannung zwischen den beiden, die schnellen innovativen Dialoge und die Kommunikation im Mittelteil der Gesichte, hatte aber gleichzeitig den Eindruck, dass all diese Dinge zum Ende hin deutlich schwächer werden. Das Verhältnis zwischen Violet und Xaden nimmt zum Ende hin so einen melodramatischen Zug an, der mir nicht gefallen hat.
Dazu kommt, dass ich durchaus Sorgen mache, wenn ich an den Rest der Reihe denke. Ich bin mir nicht sicher, ob das politische System, in das der erste Band eingeführt hat, so viel Substanz bietet, um über die angeblich geplanten fünf Bände zu tragen. Dazu waren mir die Enthüllungen gegen Ende des Romans zu dünn. Wirklich gute Fantasy-Reihen zeichnen sich für mich dadurch aus, dass das erste Buch nicht ihr bestes ist, und ich hoffe, dass Fourth Wing mit Band 1 nicht schon das meiste Pulver verschossen hat.
Ich muss auch einfach zugeben, dass die Ereignisse im Verlauf der Handlung für erfahrene Fantasy-Leser im Großen und Ganzen definitiv vorhersehbar sein werden. Das tut der Spannung für mich keinen Abbruch, aber ich wurde verhältnismäßig wenig überrascht.

Fazit:

"Fourth Wing" ist generell eines der faszinierendsten Fantasy-Bücher, die mir in den letzten Jahren begegnet sind. Es wird zweifelsfrei viele Fans finden und sehr erfolgreich sind. Ich werde die Reihe weiter verfolgen und hoffe, ich werde nicht doch noch enttäuscht werden.