Ein vielversprechender Reihenauftakt mit kleineren Schwächen

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selena_riddle Avatar

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Fourth Wing - Flammengeküsst: DAS Hype-Buch der letzten Wochen, woran es quasi kein Vorbei gab. Es war einfach überall zu sehen. Ich habe mich von dem Hype mitreißen lassen und war wahnsinnig neugierig auf das Buch. Gleichzeitig war ich auch skeptisch, da die letzten Bücher, die derart gehypt wurden, mich einfach nicht auf die Weise begeistern konnten, wie es bei vielen anderen der Fall war.

So viel gleich vorneweg: Mir hat das Buch sehr gut gefallen, für ein Highlight hat es aber definitiv nicht gereicht. Gleichwohl ich verstehen kann, dass die meisten so begeistert sind, gab es für mich dann doch den ein oder anderen Kritikpunkt. So fand ich es im Verlauf doch störend, dass mit der Zeit immer mehr Klischees bedient wurden und der Fantasy-Aspekt hinter New Adult zurückstehen musste. Aber immer der Reihe nach.

Die Gestaltung, ja die gesamte Aufmachung des Buches, das Farbschnitt-Drama mal außer Acht gelassen, ist wirklich ein Traum. Wobei ich den Einband unter dem Schutzumschlag noch schöner finde. Der gestaltete Einband sieht einfach nur Hammer aus! Auch die farbigen Karten im Innenteil sind sehr schön und helfen bei der Orientierung ungemein.

Der Schreibstil ist mitreißend und fesselnd und wenn ich erstmal beim Lesen war, wollte ich das Buch auch kaum aus der Hand legen. Und doch, sobald ich es aus der Hand gelegt hatte, hatte ich nie das Bedürfnis nach dem Buch greifen und weiterlesen zu müssen. Ich kann nicht sagen, woran das lag, da ich beim Lesen selbst die Seiten nur so weginhaliert habe.

Die Geschichte beginnt mit dem Einberufungstag. Wir begleiten Violet Sorrengail und erleben die Geschehnisse aus ihrer Sicht. Violet als Protagonistin mag ich sehr gerne. Besonders hat mir gefallen, dass ihr nicht alles zufliegt und sie nicht sofort alles kann und beherrscht. Im Gegenteil, Violet ist im Nachteil, da sie ihr Leben lang für die Ausbildung im Schreiberquadranten vorbereitet wurde, während die anderen Bewerber für die Aufnahme im Reiterquadranten trainiert haben. Ihre körperlichen Schwächen und Einschränkungen macht Violet jedoch mit ihrem umso stärkeren Willen und scharfen Verstand wett. Sie trainiert mehr und härter und macht somit eine unglaubliche Entwicklung durch. Zumal sie stets auf der Hut sein muss, da die tödlichen Gefahren nicht nur von den gefährlichen Drachen ausgehen, sondern insbesondere von den Kadetten selbst. Die Aussicht von einem Drachen gebunden zu werden, lässt viele Kadetten über Leichen gehen.

Dies gehört zu den Dingen, die sich mir nicht erschlossen haben: Das teils sinnlose Verheizen der Kadetten. Es herrscht Krieg und eigentlich sollte man meinen, dass dabei jeder gebraucht wird, sei es in der Infanterie, Kampftruppen oder was auch immer. Stattdessen ist es kein Problem, dass sich die Kadetten gegenseitig umbringen dürfen oder sogar sollen. Es ist ja nicht so, dass es einer unerschöpflichen Quelle an neuen Rekruten gibt. Sicher, die Schwachen sollen auf diese Weise ausgemerzt werden, aber wie gesagt, es werden ja auch in anderen Bereichen Menschen gebraucht. Je mehr ihr Leben ließen (und das waren viele), desto unlogischer erschien es mir.

Die Nebencharaktere wurden langsam eingeführt, sodass man sie kennenlernen konnte und doch fiel es mir oftmals schwer sie auseinander zu halten, da nach und nach viele gestorben sind. Insgesamt kamen mir die Nebencharaktere zu kurz und ich hätte gerne mehr Hintergrundinformationen über den ein oder anderen bekommen. Hier hoffe ich stark auf die Folgebände.

Auch das World-Building ist noch ausbaufähig. Für den Auftakt einer Reihe finde ich es ausreichend, aber ich erwarte, dass wir spätestens ab dem nächsten Band mehr von der Welt erfahren. Einflüsse und Parallelen zu anderen Büchern lassen sich auch nicht wegdiskutieren. Ich musste oft an Die Bestimmung oder an Die Tribute von Panem, aber auch an Harry Potter denken. Das finde ich persönlich nicht schlimm, da es nun mal schwer möglich ist das Rad neu zu erfinden.

Mein ganz klares Highlight an diesem Buch sind die Drachen!!! Ich bin jetzt nicht so der Drachennarr, der in jedem Buch Drachen braucht, aber dieses Buch hat meine Begeisterung für Drachen ganz klar nach oben geschraubt. Sie sind gefährlich. Sie sind wild. Und sie haben sich in mein Herz geschlichen. Ich liebe sie einfach und will noch viel, viel mehr von ihnen lesen. Am besten hat mir die Kommunikation mit den Drachen, die Neckereien und der Sarkasmus gefallen. Ich hätte mich oftmals wegschmeißen können, da ich so lachen musste. Von den Drachen werde ich wohl nicht genug bekommen.

Jaaaa und schließlich Xaden. Xaden und Violet. Hier wurde eine Enemies-to-Lovers und Slow Burn Romantik versprochen. Enemies-to-Lovers: ja. Slow Burn: ja. Aber Romantik? Ähm, in meinen Augen nein. Romantik konnte ich nicht wirklich finden. Für mich war es, ich kann es nicht anders sagen, eine reine Sex-Beziehung. Erst zum Ende hin war der Funken der Liebe für mich zu erahnen, definitiv nicht früher. Als ich zum wiederholten Mal was von definierten Muskeln gelesen habe, musste ich irgendwann die Augen verdrehen. Viele Seiten drehten sich darum, wie Violets Körper auf IHN, auf seinen Anblick, reagierte. Die körperliche, also sexuelle Anziehung stand mir viel zu sehr im Vordergrund. Auch Spicy-Szenen ließen nicht auf sich warten und hier war ich raus. Das war mir zu viel, zu detailliert und viel zu ausführlich. Meinem Empfinden nach drehte sich alles um die körperliche Anziehung, was mich insofern störte, da wir von Xaden kaum etwas erfahren haben und auch Violet ihn nahezu nicht kennt. Das wird ihr irgendwann auch bewusst, in meinen Augen nur viel zu spät. Insgesamt gab es mir zu viel Geschmachte und es hat mir in der Beziehung eindeutig an Tiefgang und an Gefühlen gefehlt und ich hoffe auch hier auf eine Besserung und Steigerung im nächsten Band.

Nichtsdestotrotz hat der gefährliche und geheimnisvolle Bad-Boy auch seine guten Seiten. Ich mag seinen Humor und lockeren Sprüche. Besonders gefallen hat mir seine Loyalität und dass er für seine Leute einsteht. Auch in Bezug auf Violet: er fördert und fordert sie. Er bestärkt sie.

Noch etwas zur Grammatik/Schreibstil: Befremdlich fand ich die Ein-Wort-Sätze, z. B.: So. Ein. Arsch. oder So. Verdammt. Attraktiv. Diese kamen mir in der Summe zu oft vor. Apropos befremdlich: Grundsätzlich ist es ja nicht schlecht, dass non-binäre Charaktere Einzug in die Bücherwelt halten, aber das englische their/them hat mich in diesem Fall einfach nur irritiert und meinen Lesefluss gestört. Zumal es keinerlei Auswirkungen auf die Story hatte oder irgendwie dazu beigetragen hat. So hat es mir einfach nur den Eindruck vermittelt, dass das ein Punkt auf einer Liste war, der irgendwie mit vorkommen sollte und daher unterzubringen war und das ist dann, finde ich, auch nicht das Wahre.

Und das Ende ... das hatte es wirklich in sich. Hier hat sich die aufgebaute Spannung entladen und verschiedene Wendungen haben noch einmal alles auf den Kopf gestellt. Die Ereignisse haben sich nur so überschlagen und hier habe ich verschiedene Emotionen erlebt. Jetzt brauche ich einfach unbedingt den zweiten Band, da ich noch so viele offene Fragen habe und wissen muss, wie es weiter geht!

Fazit:
Ein äußerst vielversprechender Auftaktband, der mir sehr gut gefallen hat. Wegen kleinerer Kritikpunkte ist es für mich aber leider kein Highlight geworden. Fourth Wing wartet mit einer spannenden Fantasy-Geschichte, mysteriösen Charakteren und Drachen auf. Habe ich schon die Drachen erwähnt?! Der Drachen-Hype hat mich gepackt und für mich darf es gerne viiiiiiel mehr davon sein! Leider wurde der Fantasy-Aspekt oftmals vom New Adult Genre überlagert. Jetzt sehne ich den zweiten Band herbei und hoffe, dass ich schnell Antworten auf all meine Fragen erhalte. Trotz einiger Schwächen hatte ich fesselnde Lesestunden und kann das Buch nur empfehlen.