Nichts für schwache Nerven

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sinsa Avatar

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Amber und Julius lieben sich, das wäre an sich kein Problem, wenn nicht Julius ein Vampir wäre.

Wer jetzt aber erwartet, in eine klassische Bis(s) Geschichte einzutauchen, wird enttäuscht.

Amber und Julius spielen zwar die Hauptrolle, aber die Geschichte ist eine andere. Nachdem die beiden sich im ersten Teil kennen und lieben gelernt haben - und das wohl innerhalb eines halben Jahres - treten nun die ersten Beziehungsprobleme auf, die sich zwangsläufig aus den verschiedenen Welten ergeben, in denen die beiden leben. Dabei muss man wissen, dass Julius aufgrund eines Vergehens gegen seinen Meister drei Monate in einem Sarg verbracht hat. Die gemeinsame Zeit der Beiden erstreckt sich also eher auf innige Gedankensprache und Hand auf den Sarg legen. Trotz dieser dreimonatigen Abstinenz hatten die beiden keine Zeit sich kennenzulernen und insbesondere Amber wurde nicht über Vampirregeln aufgeklärt. Für sie ist immer alles neu und unverständlich.

Insgesamt dreht sich die Story darum, dass Brandon, ein Vampir aus der "Familie" von Julius - also ein Vampir, der Julius als seinen Meister anerkennt, entführt wird. Bei dem Entführer handelt es sich um den ehemaligen "Meister" oder Besitzer oder Erschaffer von Brandon, der für Tod gehalten wurde. Dieser Vampir ist ein recht brutaler Geselle, der noch in den alten Strukturen seines Sklavenhalterlebens festhält. Somit teilt er die Menschen und Vampire in 2 Klassen: die weiße, herrschende Oberklasse und die Indianer, Schwarzen und anderen Menschen, die für ihn nur zum dienen da sind. Da er aber auch Sadist ist, quält er diese, von ihm als unwürdig erachteten Vampire brutal. Da Brandon indianischer Abstammung ist, passt er natürlich perfekt als Opfer in seinen Clan.

Viele Dinge stehen für mich in dem Konzept des Romans auf schwachen Füßen. So kann ich nicht nachvollziehen, wieso ein Vampir ein "Anrecht" auf das "Leben" eines anderen Vampirs hat, obwohl dieser an einen anderen Meister gebunden ist. Einerseits wird auf diese Bindung großer Wert gelegt und Julius wird ja auch hart dafür bestraft, dass er seinem Meister einen Vampir abgenommen hat (wobei sein Meister ihn wohl noch milde bestraft hat - er hätte ihn auch töten können). Andererseits zählt aber diese Bindung nicht mehr, als der Erschaffer von Brandon wieder auftaucht und sich diesen zurückholt. Obwohl weder damals noch heute eine Blutsbindung besteht. Auch das Amber in den 3 Monaten, die Julius im Sarg verbracht hat, keine Informationen über die Regeln in der Vampirgesellschaft bekomme hat, erscheint mir doch recht merkwürdig. Einerseits hat sie eine tiefe Bindung an Julius, und unterwirft sich damit im Grunde den Regeln der Vampire, andererseits interessiert es sie nicht, was das bedeutet. Eher unwahrscheinlich.

Insgesamt ist das Buch gut geschrieben, vielleicht hilft es an einigen Stellen tatsächlich, den ersten Band gelesen zu haben, aber andererseits ist Amber auch nicht viel schlauer als der Leser, was die Bräuche der Vampire angeht und daher denke ich nicht, dass man die Vorgeschichte kennen muss.

Was mich etwas angestrengt hat, ist der Wechsel aus der Ich-Perspektive von Julius in die Beschreibung der Situation, wenn er nicht direkt dabei ist. Also Amber oder Brandon die agierenden sind. Das hat für mich den Lesespaß etwas getrübt, da man von einem Abschnitt zum nächsten wieder in einer anderen Perspektive war und dann erstmal wieder umdenken musste.

Fazit: Ganz nett.