Nicht sehr anspruchsvoll

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pummelfee77 Avatar

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Zwei Teenager in einem Vorort von St. Petersburg - nicht arm, nicht reich, einfach nur Durchschnitt. Oksana hat man sofort gerne und möchte sie wie eine Hühnermutter unter die Flügel nehmen. Das Forum welchen sie sich nach dem Weggang ihrer Freudin zuwendet ist gruselig. Zuerst denkt man: "Das kann nicht wahr sein!" weiß aber rational doch, dass das tatsächlich Realität sein kann und vermutlich auch irgendwo auf der Welt ist. Befremdlich finde ich allerdings, dass man eine schwere Kriegskrisenzeit zum Anlass nimmt dem Magerwahn nachzueifern. Und auch hier wieder:" Kanns nicht geben" aber rational gesehen, wird es das wohl irgendwo geben. Die Beschreibung der Wohnung mit lauter Putin-Bildern - mehr oder weniger bekleidet - gibt es tatsächlich; danke Google. So viele Fotos von ihm mit nacktem Oberkörper finde ich auch total befremdlich.

Ich habe zwar den Klappentext gelesen aber während ich über Oksana las, dachte ich, wir wären mitten auf dem platten Land hunderte Kilometer von der Zivilisation entfernt, bis in Lenas Einführung erwaehnt wird, dass sie aus einem Vorort von St Petersburg kommt. Nach Oksanas Beschreibung dachte ich wirklich an eine Datscha mitten im Nirgendwo . Lena ist die Dominante in der Freundschaft und Oksana läuft ihr hinterher. Keine von beiden scheint sich zu lieben und Lena saugt Oksana aus. Aber sie sind wie Schwestern, vermissen sich wie Schwestern. Oksana wendet sich einem Diaet-Forum zu mit unvorstellbarem Gruppenzwang. Vermeintlich verfällt sie einer mörderischen Diät, um in Lenas Fußstapfen zu treten und man hegt die schlimmsten Befürchtungen. Doch sie kommt immer glimpflich davon und erhaelt Bestaetigung für ihre Recherchen, was sehr schön ist. Und sie nimmt die Diät gar nicht so ernst, wie man es nach dem Klappentext erwartet hätte. Ohne Lena scheint Oksana mehr Möglichkeiten und Perspektiven zu haben - Mammut, Freundinnen. Dieses feine Band, diese zarte Zuneigung zwischen Oksana und Mammut ist so schön. Der helle Schein des Buches. Lena im 7000 Kilometer entfernten Shanghai, hätte es mit Steve schlechter treffen können. Auch sie kommt viel glimpflicher davon als man erwartet hat. Als Lena zurück nach Russland kommt, fallen die Mädchen ihrem alten Muster aus lesbischen Gehversuchen. Doch Oksana besinnt sich auf ihren Fels in der Brandung - Mammut.

Das Flügelspiel ist toll. Und insgesamt hat das Buch schöne Metaphern. Es liest sich leicht und schnell. Laesst aber Tiefen vermissen und kann nicht begeistern, nicht mitreißen und auch kaum mitfühlen lassen. Es war irgendwie langweilig, aber man konnte es durchlesen ohne zu gelangweilt zu sein.