Steigerung mit Suchtpotential

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annajo Avatar

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Nach den Ereignissen in Kolumbien ist Cameron Sumner nicht in die USA zurückgekehrt, sondern ist für die amerikanische Drogenbehörde und für Darkview in den Gewässern vor Somalia tätig. Dort verfolgt er gerade auf einem Kreuzfahrtschiff Hinweise auf einen großen Deal als das Schiff von Piraten angegriffen wird.
Gleichzeitig ist Emma Caldridge in Südafrika unterwegs und nimmt an einem Ultramarathon teil. Dort kommt es zu einem Bombenanschlag und während Emma völlig benommen am Boden liegt, taucht ein Fremder auf und spritzt ihr eine mysteriöse Substanz.
Auch der Geschäftsführer und die stellvertretende Geschäftsführerin von Darkview machen unangenehme Bekanntschaften. Jemand hat es eindeutig auf die Firma Darkview abgesehen. Und auch die Piraten verbeißen sich hartnäckiger als üblich die Kaperung des Kreuzfahrtschiffes ...

Mit dem zweiten Band um Emma Caldridge und Cameron Sumner konnte die Autorin sich eindeutig steigern. Beide wirken in diesem Band menschlicher und nicht mehr ganz so stark wie Superhelden. Emma gesteht sich und dem Leser zwischenzeitlich Angst ein. Und auch die anderen Charaktere wachsen einem ans Herz. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich beide Bücher direkt hintereinander gelesen habe. Ich kann jedoch jedem, dem Band 1 ("Lauf") nicht so gefallen hat, ans Herz legen, der Autorin mit diesem Buch noch eine Chance zu geben. Auch hier ist das Tempo wieder hoch und die Spannung fast ungebrochen. Die Verwicklungen gehen auch hier wieder in ungeahnte Ebenen und Caldridge und Sumner müssen einmal mehr um ihr Leben fürchten. Doch dieses Mal hätten sie eine Wahl gehabt, haben den Job aber freiwillig angenommen.
Zuerst dachte ich zwar "Nicht schon wieder eine Geiselnahme!", doch dieses Mal geht es mehr um den Kampf um das Schiff und die Kaperung an sich. Natürlich improvisieren beide wieder einiges um sich die Bösewichte vom Hals zu halten, aber es wirkt nicht mehr ganz so unrealistisch wie beim letzten Mal.
Positiv überrascht war ich davon, dass die "Liebesgeschichte" zwischen Caldridge und Sumner nicht so platt war, wie das Genre Actionthriller vermuten lässt. Beide haben sich seit Kolumbien nicht gesehen und stehen sich auf dem Boot seitdem das erste Mal wieder gegenüber. Auch kommen weitere Nebenspieler zur Handlung hinzu und beide scheinen auf anderen Pfaden wandeln zu wollen. Dies war überzeugend, denn zumindest Leserinnen dürften Emma den anziehenden Piloten gönnen ...

Freveletti widmet sich auch mit diesem Buch wieder einem Land, das ein einziger (sozialer) Brennpunkt ist und in der Welt einen Krisenherd darstellt. Die Übergangsregierung hat keinerlei Autorität. Zwischen Warlords und Piraten ist Somalia nicht regierungsfähig. Die Einwohner werden terrorisiert und leben unter großem Leid und in Armut. Die Haupteinnahmequellen sind Drogen, Piraterie und Lösegeldforderungen. Die Täter sind oft einfache Fischer. Dies bildet die Rahmenhandlung des Buches und vieles, das im Buch passiert, wird nur durch diese Zustände möglich. Ich finde die politische Lage durch Freveletti gut recherchiert und dargestellt. Ihr Actionthriller erhält dadurch Qualität. Etwas irritiert hat mich dagegen der Ausflug nach Deutschland und der Einbezug deutscher Charaktere, was für mich eher klischeehaft daherkam. Mich würde brennend interessieren, wie amerikanische Leser darauf reagieren.

Alles in allem hat mich dieses Buch enger an die Charaktere von Emma Caldridge und Cameron Sumner gebunden und mich überzeugt, auch den nächsten Band zu lesen. Besonders interessiert mich, welchen Krisenherd Freveletti das nächste Mal wählt. Nach dem ersten Band war ich zudem positiv überrascht und kann dieses Buch jedem Leser auf der Suche nach Actionthriller empfehlen. Auch dieser Band lief in meinem Kopf wieder ab wie ein Kinofilm, den man an einigen Stellen einfach nicht hinterfragen darf: dann kann man sich auch auf unterhaltsame und spannende Action einlassen. Ich würde allerdings empfehlen, zuerst den ersten Band zu lesen, da oft auf Ereignisse aus diesem Band zurückverwiesen wird und die Verbindungen unter den Charakteren dort begannen. An sich ist die Geschichte selbst jedoch in sich geschlossen.