Die einbeinige Miss Marple?

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Florence (Florrie) Butterfield ist 87 Jahre alt und wohnt in einem alten englischen Herrenhaus, das zu einer Seniorenresidenz mit dem mondänen Namen Babbington Hall ausgebaut wurde.

Das Leben in der Seniorenresidenz ist ruhig, man kann den großen Garten nutzen oder mit den anderen BewohnerInnen plaudern. Doch die harmonische Stimmung wird durch zwei schreckliche Ereignisse massiv gestört: zuerst stirbt ein Heimbewohner, nachdem er über seine eignen Schnürsenkel gestolpert ist, und dann stürzt die Heimleiterin Renata Green aus einem Fenster ihrer Dienstwohnung im dritten Stock. Der Tod der Heimleiterin wird schnell als Suizid eingeordnet, aber genau damit ist Florrie nicht einverstanden. Florrie beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und bringt sich damit selbst in Gefahr.

Cover und Schreibstil:
Das Cover des Buches zeigt eine eher jünger wirkende Frau in einem pinkfarbenen Kostüm. Der Kopf der Frau ist nicht zu sehen, weswegen Raum für Spekulationen darüber bleibt, wer die Person auf dem Cover ist.
Der Schreibstil der Autorin Susan Fletcher ist abwechslungsreich und liebevoll, wenn auch passagenweise ein wenig zu ausschweifend.

Fazit und Leseempfehlung:
Obwohl „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ offiziell ein Roman ist, enthält das Buch viele Krimielemente, ohne dass jedoch viel Blut vergossen wird.

Die Hauptprotagonistin Florrie spielt ihre Rolle als rüstige, neugierige ältere Dame à la Miss Marple so gut, dass man sich abschnittsweise in einem Miss-Marple-Krimi wähnt, ob nun beabsichtigt oder nicht. Ich persönlich habe Florrie schon nach den ersten Seiten in mein Herz geschlossen, denn diese ältere Dame ist so lebenserfahren und interessant, dass es einen schier umhaut. Florrie ist zudem noch ziemlich gehandicapt, denn durch einen Unfall hat sie ein Bein verloren und sitzt im Rollstuhl.

„Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ spielt auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart geht es um das Leben in der Seniorenresidenz, die beiden „Unfälle“ und Florries Ermittlungen, die Florrie zusammen mit einem befreundeten Heimbewohner, einem ebenfalls rüstigen älteren Herrn namens Stanhope Jones, durchführt. Auf der zweiten Zeitebene geht es um Florries Vergangenheit, nämlich darum, warum sie so wurde wie sie ist. Gerade auf der zweiten Zeitebene begegnet man beim Lesen leider einigen Längen, und die vielen verschiedenen Charaktere bringen ein gewisses Verwirrungspotenzial mit sich. Abgesehen davon ist es aber eine beeindruckende, aber teilweise auch sehr bedrückende Lebensgeschichte, die man nicht so schnell vergisst.

Erst ziemlich am Ende des Buches erfährt man, was es mit der Nachtschwalbe auf sich hat, und wer für die beiden mysteriösen Ereignisse in der Seniorenresidenz verantwortlich war. Dies werde ich natürlich an dieser Stelle nicht verraten!

Ich bin jedenfalls froh, dass Florrie den richtigen Riecher hatte und sie und Stanhope ermittelt haben.

„Manchmal weiß man Dinge einfach, findest du nicht auch?“ (Kindle-Position 3387)

„Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ ist ein überwiegend spannendes und abwechslungsreiches Buch, ein Roman und Krimi zugleich. Vier Sterne von mir!

Die Dauerleserin