Einsichten aus dem Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

Susan Fletcher war mir kein Begriff und der Titel „Florence Butterfield und die Nachtschwalbe“ klang auch nicht eben kernerschütternd aufregend. Und nein, Aufregung ist auch durchaus nicht, was ein Buch mitbringen muss, um mir lesenswert zu erscheinen. Damit wäre man hier auch falsch – doch der Reihe nach: Die Geschichte erzählt von Florence, genannt Florrie, Butterfield, der „Insassin“ eines Altenheims, körperlich gebrechlich, geistig aber fit. An den Tod ist man im Altersheim zwar gewöhnt, aber wenn es eine der jüngeren Figuren, nämlich die Heimleiterin, erwischt (zugegeben, sie liegt „nur“ im Koma) und die aus dem Fenster purzelt, erweckt das Florries Argwohn – umso mehr als die Heimleiterin ihr anvertraut hatte, frisch verliebt zu sein … da springt man doch nicht in den Tod!? In ihren eigenen Lebenserinnerungen schwelgend, ist Florrie überzeugt: Es war ein Mordversuch …

Es scheint, als hätte Richard Osman mit seiner Donnerstagsmordclub-Reihe einen Reigen eröffnet (lässt man Filme wie R.E.D. außen vor), in den sich nun auch Florrie Butterfield einzureihen scheint. Doch das ist nur auf den ersten Blick so, denn was dem Klappentext nach wie ein Krimi anmutet, enthält allenfalls „Spuren von Krimi“. Die Ähnlichkeiten hören bei einem hochherrschaftlichen Landsitz, das als Altersheim genutzt wird, einer recht fitten Protagonistin und dem Umstand, dass kein typisches Altenheimleben erzählt wird, eigentlich auch schon wieder auf. Wenn man das so liest, wünschte man sich glatt, ein Leben in einem solchen Altenheim zu führen: schön, friedlich, umsorgt – doch das ist nur ganz wenigen (mit entsprechender finanzieller Ausstattung) gegönnt. Und da wären wir dann beim Thema Literatur, die darf auch Ideale schildern und dazu gehört auch die Protagonistin, die als trotz körperlicher Versehrtheit zufriedene, optimistische Seniorin mit reichlich Lebenserfahrung und wachem Verstand dargestellt wird. Unterstützt wird sie von einem ehemaligen Lehrer – auch hier werden Unterschiede zu Osmans Protagonisten, die für Ermittlungen irgendwie aus ihrem Berufsleben schon prädestiniert waren, klar. Ja, die beiden ermitteln (so ein wenig und eher gemächlich), aber vorwiegend geht es um eine Art Biographie Florries, sie hängt ihren Gedanken an die Männer in ihrem Leben, ihre Reisen und Erfahrungen sowie einem Geheimnis nach. Mit ihr schafft Susan Fletcher eine durchweg sympathische Protagonistin, die mit gehöriger Lebensweisheit auf ihr Leben zurückblickt. Hier kommt nun das Medium ins Spiel: Gabriele Blums Stimme und Vortragsstil passen ausnehmend gut zu Florrie, aus deren Perspektive diese eher ruhige Geschichte erzählt wird. Insofern war das Hörbuch für mich auch das richtige Medium, denn es hat zwar Längen (teils auch recht gehörige und beginnt erst langsam „Fahrt“ aufzunehmen), aber wenn man die Geschichte „nebenbei“ hört, fällt das (gefühlt) weniger auf. Daher gibt es für das Hörbuch gerade noch 4 Sterne, beim Buch wäre es vermutlich einer weniger gewesen.