Magic overload

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marapaya Avatar

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Mir fällt kein rechter Einstieg ein für diese Rezension zu Sandra Grauers Romanauftakt der Dilogie Flower & Bones. Ich habe mich ein wenig zu sehr vom bunten, lebendigen Farbschnitt der Buchausgabe mitreißen lassen und bin etwas enttäuscht, dass die Geschichte zwischen den Seiten nicht ganz ihrem Cover entspricht. Dabei ist Diversität großgeschrieben, also zumindest was den magischen Figurenreigen angeht. Aufhänger der Reihe sind die mexikanischen Zwillinge Valentina und Emiliano, die nach dem Tod ihrer Mutter vom Vater nach Irland verfrachtet werden. Äußerst ungünstig, denn Valentina wird mit dem bevorstehenden 18. Geburtstag zu La Catrina werden, der sagenumwobenen Frauenfigur zum Tag der Toten, und bräuchte eigentlich die Unterstützung ihrer Großmutter in ihrer Heimat. Doch niemand anderes weiß von ihrem Geheimnis, auch der Vater nicht. Die Beziehung zu ihrem Bruder fängt außerdem an zu bröckeln, als dieser sich bei einem Stadionbesuch schwer am Bein verletzt und seine Karriere als Fußballer vor dem Ende scheint, bevor sie richtig begonnen hat. Schuld an seinem Unfall gibt er den sich kürzlich der Welt offenbarten Drachen und schließt sich einer Gruppe immer radikaler werdender Magiegegnern an. Äußerst schwierig für Valentina, die ja selbst ein magisches Wesen ist. Unfrieden ist also vorprogrammiert und wird nicht besser, als ausgerechnet der Drachenkönig Emilianos Mitbewohner wird. So geht es noch munter mit der Geschichte weiter. Ein bunter Figurenreigen aus vorherigen Reihen der Autorin findet sich über kurz oder lang im Wohnheimzimmer von Valentina wieder, um es mit den existenziellen Fragen der verschiedenen Welten aufzunehmen. Weiteres spoilern verkneife ich mir an der Stelle, aber es sollte deutlich geworden sein, dass diese Geschichte hinter ihrem Potential zurückbleibt und darüber auch die optisch schöne Gestaltung des Buches nicht hinwegtrösten kann. Sandra Grauers Figuren sind mir zu oberflächlich gestaltet und erhalten nicht die nötige Tiefe, um die Geschichte wirklich zu tragen. Es ist eine Aneinanderreihung von College-Klischees und magische Wesen-Dropping, das mich eher nervt als in Spannung bringt. Die Handlung ist an vielen Stellen zu vorhersehbar, egal ob Liebesszenen oder Kampfgetümmel. Es fehlt eine wirkliche Ausgestaltung der magischen Welt, die vor der menschlichen bisher im Verborgenen existiert hat. Ich kenne die Vorgängerreihen nicht, aber laut Autorin stehen alle Geschichten unabhängig voneinander, auch wenn sie im gleichen Universum spielen. Doch dann muss dieses Universum erzählerisch besser ausgestaltet werden. Da gäbe es viele gute literarische Vorbilder und zu denen greife ich dann lieber erneut als die Fortsetzung von Flower & Bones zu lesen, was mir ehrlich leid tut.