Viel Fantasy, wenig Mexiko

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fraupfeffertopf Avatar

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Das wunderschöne Cover hat mich direkt in seinen Bann gezogen, Inhalt und erste Seiten schienen mein Interesse und meine Faszination an der besonderen Gedenkkultur Mexikos einzufangen.

Die Handlung hat sich für mich bis ungefähr zum Kapitel 25 interessant gelesen. Ich mochte die Zwillinge, die entstehenden Love-Storys und anderen Charaktere, die die Gruppe nach und nach erweiterten. „Interessant“ mag etwas ernüchternd klingen. Ich verfolgte die Story abwartend. Für mich hat sich der entscheidende Tag der Toten etwas hingezogen. Die Bedeutung dieses Tages schwebte wie eine Wolke über der Story, die Zeit brauchte, sich endlich Bahn zu brechen. Ich folgte der Geschichte bis dahin mit einer gewissen Neugier, habe aber stark auf diesen einen Tag hingefiebert, der ja erst mein Interesse für dieses Buch geweckt hat. Dieser Aspekt kam für mich daher zu kurz. Damit verbunden ist zudem das gewählte Setting, das es mir etwas schwer machte, das „pure Mexiko-Feeling“ zu erleben. Spielen Prolog und das erste Kapitel noch in Mexiko, bleiben wir danach die meiste Zeit in Dublin. Umso mehr hat es mich gefreut, dass es dann doch nochmal eine kleine Begegnung mit Mexiko gab. Eine Reise, die ich gerne mehr hätte auskosten können. Den Gedanken hinter den Tag der Toten finde ich berührend und wunderschön, dessen man sich durch kleine Szenen, wie die Angelitos, die sich einen Spaß daraus machten, etwas von Ständen zu stibitzen, gewahr wurde. Dieses bunte, fröhliche statt traurige Treiben, wäre ich gerne noch etwas mehr gefolgt. Mag sein, dass dies der Tatsache geschuldet ist, dass die Fähigkeit der La Catrina ja erst entfacht wurde und nochmal stärker im zweiten Band zum Tragen kommen wird.

Nun liest sich die Bewertung bislang so, als wäre ich maßlos enttäuscht. Das ist nicht so. Ich hatte offensichtlich einen anderen Fokus der Story erwartet. Dennoch hat es Sandra Grauer geschafft, mich abzuholen. Mir gefiel die Andersartigkeit der Story, mal völlig losgelöst von meinen vorher gesetzten Erwartungen betrachtet. Diese Erwartungen nahmen eine für mich überraschende Wende mit übernatürlichen Wesen und einer spannenden Beziehung zwischen Drachen, Hexen und Fae. Ich kenne keine der vorigen Reihen und bin mir daher nicht sicher, ob sich Fragen um ablaufende Geschehnisse wie der mysteriösen Identität der Angreifer der Drachen mit entsprechendem Backgroundwissen, früher aufgelöst hätten. Somit blieb es für mich spannend. Ich kann mir gut vorstellen, dass Leser/innen von Flame & Arrow sowie Clans of London das Wiedersehen von Charakteren auf jeden Fall feiern werden. Von Vorteil ist es sicherlich auch, um die vielen Charaktere schneller auseinander zu halten. Ich mag solche Überschneidungen und Easter Eggs und bin daher geneigt, mir diese Bände zuzulegen. Aber auch, weil mir der erste Teil von Flowers & Bones grundsätzlich gefallen hat. Ab dem Tag der Seelen nahm die Handlung für mich Fahrt auf. Natürlich ist bis dahin schon mehr als die Hälfte des Buchs um. Dann überschlagen sich die Ereignisse, Geheimnisse wurden gelüftet und der Kampf-Showdown war nervenaufreibend. Der Cliffhanger wurde gut gewählt und lässt gespannt auf den zweiten und letzten Teil warten. Dazu zählt für mich neben den offenen Schicksalen auch, welche Auswirkungen sich auf entstandene Beziehungen durch zuletzt gelüftete Taten zeigen werden, um nicht zu viel zu verraten.

3 Sterne für eine grundsätzlich interessante Fantasy-Geschichte mit Potenzial im zweiten Teil an die zuletzt gesetzte Spannung anzuknüpfen und das erhoffte "Mexiko" nicht nur als kleinen Nebenaspekt zu behandeln.