Was anderes erwartet

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Wenn ich "Día de Muertos" höre, werde ich hellhörig. Ebenso wie Halloween finde ich auch den mexikanische Feiertag zu Ehren der Toten sehr spannend und interessant.

Als ich dann den Klappentext und auch die Leseprobe zu "Flowers & Bones", den ersten Teil der neuen Dilogie von Sandra Grauer gelesen hatte, hatte man mich am Haken:
Eigentlich sollte die 17-jährige Valentina an ihrem 18. Geburtstag zu La Catrina erwachen und fortan die Familientradition übernehmen verstorbene Seelen ins Jenseits zu geleiten. Doch das Schicksal wirft ihr Steine in den Weg, so dass Valentina und ihr Zwillingsbruder Emiliano diesen Tag fernab ihrer Heimat Mexiko nun in Irland verbringen müssen. Als wäre dies nicht schon schwer genug zu verdauen, kommen noch größere Probleme auf das Geschwisterpaar zu: magische Wesen offenbaren sich gegenüber den Menschen. Und nicht alle sind mit diesen Entwicklungen glücklich..

Nun, das Thema rund um La Catrina wird anfangs gut und mit einem emotional fesselnden Auftakt angegangen. Leider änderte sich das recht schnell; sowohl die gefühlvolle Seite, als auch die Thematik um die Familientradition verschwanden zusehends im Hintergrund.
Stattdessen entwickelte sich die Story eher in eine Art Gesellschaftskritik, gespickt mit Vorurteilen bezüglich magischen Wesen, teils sogar politisch betroffen.

On top nahm das Thema Romantik plötzlich viel Raum ein - in diesem Umfang gar nicht mein Geschmack. In meinen Augen eindeutig zu viele klopfende Herzen und schmachtende Blicke (und dann auch queer. Ich betone ein weiteres Mal, ich habe absolut nichts gegen lgbtqia+ - ich habe nur etwas dagegen in nahezu jedem Medium damit zugeballert zu werden! Nicht das Thema nervt - sondern die Omnipräsenz!).

Vielleicht lag es an all dem Süßholzgeraspel, aber auch mit den Charakteren wurde ich nicht warm.
Valentina war mir zu bunt und dennoch zeitgleich blass. Emiliano zu grollend, um dann urplötzlich andere Wege einzuschlagen und Lily, die dann auch eine der tragenden Rollen einnimmt, empfand ich platt.
Eines hatten sie aber alle gemeinsam: Auf mich wirkten sie unreif. Eher wie 14-jährige Teenager, statt wie junge Erwachsene.

Im Nachhinein habe ich gelesen, dass "Flowers & Bones" auf zwei anderen Dilogien aufbaut. Laut Autorin können all diese unabhängig voneinander gelesen werden - so wie ich es tat, allerdings hatte ich beim Lesen tatsächlich das Gefühl nicht im Bilde zu sein und hatte mich schon gewundert, woher plötzlich all die Namen kamen und wieso von mir erwartet wurde die nach ein paar kurzen Sätzen zuordnen zu können.

Kurzum: ich tat mich mit diesem Buch etwas schwer. Abgesehen vom Anfang, der mir auch etwas anderes suggeriert hatte, biss ich mich durch die ersten 200 der rund 440 Seiten. Dann rutschte es besser, gefiel mir persönlich aber nicht so gut, wie ich es mir gewünscht hätte.