Ein großartiger Roman

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bibliokate Avatar

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"Die jüdische Rasse, Träger einer namenlosen Schuld, war auf der ganzen Welt unerwünscht. Jean hatte bisher damit gelebt und bewiesen, dass erfahrenes Misstrauen das Leben eines Einzelnen nicht Schwächen musst, sondern stärken konnte. Das man sich Respekt erarbeitete. " (S. 234)

Erzählt wird die Geschichte von Eugenia Errazuriz, einflussreiche Kunstmezänin, willensstarke Frau und Jüdin.
Sie unterstützte die Karrieren von Marcel Proust, Paul Rosenberg, Coco Chanel, Igor Strawinsky und Blaise Cendrars. Es begegnen uns immer wieder Berühmtheiten wie Adolf Loos, Josephine Baker, Walt Disney, Eleanor Roosevelt, Jean Cocteau...

Als neuester Fund von Eugenia entpuppt sich im Februar 1937 der jüdische Innenarchitekt Jean - Michel Frank dessen Nichte Anne mit ihrem Tagebuch eines der wichtigsten Zeitdokumente der Nazizeit schreiben wird.

Warum sie gerade ihn, einen unbekannten, jüdischen, homosexuellen Künstler fördert, an den nicht einmal sein eigener Vater glaubte, ist Jean völlig unbegreiflich. Jean wird als sehr unglücklicher Mensch vorgestellt der es nicht anders kennt als nicht geliebt zu werden und sich daher auch einen Partner auserkoren hat bei dem er weiß das die Beziehung weder exklusiv ist noch auf großen Gefühlen beruht, der ihn von ihm abhängig macht, ihn erpresst und unter Druck setzt, der im Laufe der Handlung seine Drohung wahr machen und sich mit Gas das Leben nehmen wird.
Seine beiden Brüder verlor er im Kugelhagel, sein Vater beging Selbstmord und seine Mutter verzweifelte daran.

Das allerdings Eugenia mit ihrem Hotelprojekt einen wichtigen Hintergedanken hegt und ihre gemeinsam Flucht vor den Nazis plant kann er bei weitem noch nicht ahnen, genausowenig wie die Tatsache das Eva Braun, Hitlers Geliebte, ein Interesse an Patagonien haben könnte. Auch kennt Eugenia anfangs Jeans Projekt zur Finanzierung von Fluchtwegen für Juden nicht.

So entsteht eine Geschichte in der jeder seinen eigenen Weg geht, seine eigenen Pläne hegt und doch alles miteinander verbunden scheint.


Dieses Buch hat mich aufgrund der Leseprobe bei Vorablesen schon total neugierig gemacht. Demnach waren meine Erwartungen ziemlich hoch...diese wurden jedoch noch übertroffen.
Die Handlung, der Schreibstil es passt einfach alles. Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht ist mitreißend, spannend, sprachlich sehr ansprechend und meiner Ansicht nach auf jeden Fall sehr lesenswert.

Da ich gerne Bücher über Politik lese und mich auch die Zeit des 2 Weltkrieges im Gesichtspunkt der Menschenrechtsverletzungen und Unmenschlichkeit interessiert, sowie der Gesichtspunkt der sogenannten "entarteten Kunst", jener Künstler die den Nazis aufgrund ihres Schaffens oder ihrer Herkunft ein Dorn im Auge waren hat mich dieses Buch voll überzeugt.