Frank‘sche Leere

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„Flucht nach Patagonien“ ist ein biografischer Roman über das Leben und Wirken des französischen Möbeldesigners und Innenausstatters Jean-Michel Frank. Die Geschichte konzentriert sich hierbei auf ihn sowie seine Mäzenin Eugenia Errázuriz.

Zu Beginn des Buches resümiert Jean über seinen Aufstieg im Paris der 30er-Jahre. Als die Nationalsozialisten näher kommen, flieht Jean - bedroht da jüdischer Abstammung, schwul und körperlich beeinträchtigt - mit Eugenia in deren Heimat Argentinien. Er soll dort das erste Grandhotel der Anden ausstatten.

Jana Revedin hat ein spannendes Werk in bildgewaltiger Sprache geschaffen. Detailverliebt wird das Schaffen Jean-Michel Franks beschrieben. Dies liegt sicher auch daran, dass die Autorin selbst Architektin ist.

Mir hat insbesondere das Eintauchen in das französische Künstlermilieu gefallen. Der Aufhänger des Buches - das argentinische Grandhotel - wurde mir zu schnell abgehandelt, auch das Ende kam abrupt. Auch die Bedrohung durch die Nationalsozialisten bleibt diffus.

Im Laufe des Buches lernt man viele bekannte Persönlichkeiten aus Mode, Musik, Kunst, Kultur und Politik kennen. Durch die Fülle der verschiedenen Persönlichkeiten werden diese allerdings wenig greifbar. Auch Eugenia als zweite Protagonistin bleibt eher blass. Dem Buch hätte hier eine Reduzierung auf das Wesentliche - analog der minimalistisch angehauchten Frank‘schen Leere - gut getan.