Imposant

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reisende Avatar

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Das Spannende an diesem Roman sind die Figuren, die tatsächlich gelebt haben. Alle Großen dieser Zeit aus Kunst, Kultur, Architektur, Politik, Design, Handwerk, Mode und Musik werden formidable miteinander verbunden. Die Hauptfigur des Romans ist der Möbeldesigner Jean-Michel Frank, ein Verwandter von Anne Frank. Ich würde empfehlen, Jean, falls man ihn nicht kennt, im Internet zu suchen und sich seine Entwürfe anzusehen. Macht es ein Buch nicht gleich lesenwerter, wenn man auch Bilder vor Augen hat?
Jean reist mit seiner Mäzenin Eugenia nach Patagonien. Der Titel des Buches "Flucht nach Patagonien" vermittelt, dass man dort eine neue Heimat im auflammenden Nationalsozialismus finden wird. Doch ist es wirklich so?

Auf der Überfahrt wird man in die Vergangenheit von Jean durch Einträge in ein "rotes Kassenbuch" tagebuchähnlich eingeführt.
Sprachlich zunächst etwas mühsam, hölzern, steif und altmodisch, der Lesefluss wird durch lange und verschachtelte Sätze gestört; man kann sich jedoch schnell in den ungewöhnlichen Stil einfinden und der immer schneller werdenden Geschichte folgen. Denoch kommt es hin- und wieder zu langatmigen und überflüssigen Passagen. Auch die Nennung von vielen Namen macht es schwierig, alle Personen richtig zuzuordnen. Die Landschaft, das Leben und die Naturgesetze in Patagonien sind großartig beschrieben. Die Schrecken des Nationalsozialismus beklemmend. Die Freundschaft und Liebe hoffnungsfroh.

Ein interessanter Roman, der sorgfältig recherchiert ist. Sehr zu empfehlen.