Ein ruhiger Fluss

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
europeantravelgirl Avatar

Von

Ruhig wie ein Fluss mäandert der Roman von Katharina Hagena beim Lesen über die Seiten, lässt sich Zeit für Gedanken und Betrachtungen. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die einhundertzweijährige Margrit nebst ihrer Enkelin Luzie und dem Fahrer Arthur. Alle drei Protagonisten bekommen eine eigene Stimme im Roman zugestanden, eine eigene Perspektive, die es uns ermöglicht, ihnen näherzukommen und sie zu erfassen.

Für diesen Roman sollte man unbedingt in der richtigen Stimmung und offen sein, denn er kommt mit Seelenruhe und einer enormen Portion Melancholie daher. Das Schwelgen in Erinnerungen nimmt mächtigen Raum ein, aber auch skurrile Einfälle bekommen ihren Auftritt. So betätigt sich etwa Enkelin Luzie als Tätowiererin und macht dabei weder vor der eigenen Großmutter noch anderen Bewohnern des Seniorenheims und schon gar nicht vor sich selbst Halt. Arthur entpuppt sich ebenfalls als spannender und origineller Charakter. Der junge Mann erfindet Sprachen. Diese Passagen fand ich ganz besonders faszinierend.

Insgesamt wies der Roman für mich einige Längen auf, was auch der gemächlichen Erzählweise und der melancholischen Grundstimmung geschuldet sein dürfte. Daher würde ich diese Geschichte Liebhabern ruhiger Geschichten ans Herz legen.

„Manchmal sehnt er sich nach einer Stille, die sich bewegt, die schwingt und nicht im Raum steht wie die Luft in einer fensterlosen Kammer.“